Archiv für den Monat: Dezember 2014

Fetter Jahresausklang

Wie schon erzählt, hatten wir ja bereits eine schöne Bescherung dank des Same-Parlaments. Doch es ging noch besser vor Weihnachten: um in Norwegen ein Grundstück zu Gewerbezwecken kaufen zu dürfen, beantragt man mit der Kaufentscheidung bei der zuständigen Kommune auch gleich die nötige Konzession. Der von uns beauftragte Makler beantragte die Konzession bereits im August mündlich bei der bearbeitenden Stelle in der Kommunalvertretung und erhielt die Information, dass es problemlos verlaufen würde. Also stellten wir diesen Antrag auch schriftlich. Allerdings benötigten wir dazu den Segen von Brønnøysund, dem norwegischen Handelsregister, dass die Käuferin auch eine in Norwegen zugelassene Aktiengesellschaft ist. Diese erhielten wir ja, wie schon auf Facebook berichtet, bereits im Oktober dieses Jahres. Daraufhin teilten wir unsere frische Organisationsnummer, von der nun offiziellen Gesellschaft, unserem Grundstücksverkäufer mit, so dass dieser wiederum den Konzessionsantrag nun mit der neuen Nummer bei den dortigen Behörden abgeben konnte. Dann tat sich einen Monat lang erstmal nichts, bis Anfang Dezember ein Schreiben aus der Balsfjord Kommune bei uns im E-Mail-Postfach landete. Balsfjord ist die Kommune, in der die Aktiengesellschaft ihren offiziellen Sitz hat – solange, bis wir offiziell in Mikkelvik einen Postkasten einweihen werden.

Bald steht er auch wirklich, der Briefkasten der schönsten Angel- und Urlaubsanlage in Mikkelvik

Wir wurden in dieser E-Mail befragt, welcherlei Gewerbe denn auf diesem Grundstück geplant sei. Wir informierten in einer umgehenden Antwort sehr ausführlich über unsere künftigen Pläne. Es war zwei Wochen später unser Makler, der uns über den glücklichen Umstand informierte, dass der Konzessionsantrag eine Zustimmung aus den kommunalen Zuständigkeiten erhalten hatte. Wie wundervoll! Doch es ging auch noch besser. Denn unser Makler beantragte daraufhin umgehend auch das Grundbuchamt in Norwegen, unsere Gesellschaft als rechtmäßigen Eigentümer festzuhalten. Und nun haltet Euch fest: Bereits einen Tag später stand es schon drin! Ob da nicht vielleicht der Weihnachtmann auf unserer Seite war? Wie auch immer, wir möchten uns an dieser Stelle herzlich bei allen Freunden, Unterstützern und Partnern bedanken, dass unser gemeinsamer Traum in diesem Jahr so weit vorangetrieben wurde. Ohne Eure Unterstützung wäre es niemals dasselbe und vor allem niemals so schön!

Vielen Dank und schöne Feiertage und ein gesundes Neues Jahr / Tusen takk, en god jul og et godt nytt år

Mikkelvik-Weihnachtskarte-2014
Katja und Oliver bedanken sich herzlichst

Stolpersteine

 

Ich sitze nun schon zwei Wochen intensiv an der finalen Version unseres Businessplans. Das Thema Marketing fließt nur gerade so aus meinen Fingerspitzen. Zeit für eine kleine Resümee-Pause. Zeit für etwas Ablenkung von dieser allzu theoretischen Betrachtungsweise unseres Vorhabens. Zeit auch um zu träumen. Unser Traum von Norwegen entsteht und der Genuss ist vollends. In alle Richtungen schwärmen wir vollmundig und aus allen Richtungen kommt ein „schnurren“ zurück. Es ist ein großartiger Moment und wir behandeln ihn sehr respektvoll und zufrieden. Wenn da nicht ständig diese Stolpersteine wären, könnten wir von Perfektion reden. Aber wer will das schon. Also reden wir heute mal über Stolpersteine, die uns auf unserem Abenteuer so begegnen.

Sametinget

Wir sind mit dem Projekt an der Stelle angelangt, wo es einer Fremdeinwirkung bedarf. Wir waren ja im September auf dem Grundstück und haben uns mit dem Vorbesitzer und unserem Projektleiter über dessen Potentiale unterhalten. Darauf folgten die unterschiedlichsten Pläne und der Modellbau. Als Resultat bekamen wir eine Grundstücksplanung, die anhand unseres Modells vorstellbar wurde. Nun musste unser Projektleiter diesen Bauantrag zur Regulierung in der Zweckbestimmung „Gewerbe“ an verschiedene Institutionen aussenden, um den gesetzlichen Weg einzuhalten. Darunter befanden sich unsere Kommune, die Fylke Troms (gleichzusetzen mit einem Bundesland), das Museum Tromsø, das Same-Parlament und verschiedene Tageszeitungen wie z.B. Nord-Lyset. Das normale Prozedere wäre die Zustimmung aller zu unseren Plänen gewesen. Nicht so in unserem Fall. Wir bekamen also von allen einen Antwortbrief. Die Kommune und die Fylke freuen sich indirekt über unser Bauvorhaben und signalisierten dies mit einem verbalen Grünen Licht. Das Museum verwies auf die Samen und die ließen eine Bombe platzen. In deren Schreiben mussten wir erfahren, dass unser Bauplan auf unserem soeben erworbenen Grundstück so nicht durchgeführt werden kann. Zwar hätte das Same-Parlament auf den grundsätzlichen Bauantrag aus dem Jahre 2006 nicht widersprochen, müsse dies jetzt aber auf unsere Regulierung hin tun. Als Grund dieser Tatsache nannte der Absender die Eintragung eines Same-Kulturerbes auf unserem Grundstück.

Das ist der „Mikkel“. Er wacht über das ganze Land (vielen Dank an Eva G.)!

Dieses Kulturerbe sei vermutlich auf unserem Grundstück zu finden und wurde mit einem Sicherheitsring von knapp 100m Durchmesser vorsorglich 2012 in das kulturelle Denkmalsregister von Norwegen eingetragen. Diese Vorgehensweise war im Sinne des norwegischen Kulturerbe-Gesetzes korrekt. Als Lösung wurde in diesem Schreiben gleichfalls vorgeschlagen, man könne ja eine Prüfung veranlassen und auf unsere Kosten die Ausgrabung an dem vermutlichen Platz durchführen. Auf unsere Kosten eine Ausgrabung finanzieren und dann noch nicht mal sicher sein, ob es tatsächlich auf unserem Grundstück etwas zu finden gibt? Laut Eintragung im besagten Register hätten wohl Untersuchungen auf dem Nachbargrundstück 2012 ergeben, dass es sich bei den Fundstücken um einen Tonpfeiffenstil handelt. Dieser lag wohl schon über hundert Jahre dort. Neben einem Haufen verbrannten Holzes. Luftbildaufnahmen verleiteten daraufhin die Untersuchenden dazu, die auf unserem Grundstück befindlichen geologischen Formationen als Grundrissmauern eines Samischen Bootsschuppens zu deuten. Auf Grund dieser Feststellung erfolgte der Eintrag in das Kulturerbe-Register durch das Same-Parlament.

Eins, zwei … Zauberei

Unser Projektleiter antwortete mir auf meine Frage, auf was wir uns nun konzentrieren sollten: das Schreiben vom Same-Parlament müssten wir zuerst behandeln. Er fuhr mit dem Vorbesitzer unseres Grundstücks erstmal zu unserer Kommune. Der Vorbesitzer hatte wohl keine Kenntnis von dem, was da auf unserem Grundstück geschehen ist. Das war zumindest seine Auskunft gegenüber unserem Makler, den wir zuerst von diesem Same-Schreiben informierten. Im Rathaus unserer Kommune in Hansnes trafen sich die beiden mit der Planungsdirektorin, welche bei unserem ersten Treffen überzeugte Befürworterin war. Doch das Meeting ergab nur, dass ihr in diesem Fall die Hände gebunden seien. Sie empfahl aber unserem Projektleiter den direkten Kontakt mit dem Same-Parlament. Wir unterdessen entwickelten Alternativ-Pläne anhand unseres 1:300 Modells. Gleichzeitig entwickelten wir eine Anzeigentafel für das kulturelle Erbe der Samen, die als Tauschmittel für eine Freigabe unseres gesamten Baulandes dienen sollte. Beides, die neuen Pläne und die eigens entwickelte Info-Tafel, übersandten wir noch vor dem Treffen an unseren Projektleiter. Das Ergebnis war sehr erfreulich. Auch ohne Tafel dürfen wir mittels einer Sondergenehmigung vom Same-Parlament unseren ursprünglichen Bauplan durchführen. Was hat unser Projektleiter da wieder gezaubert?