Stolpersteine

 

Ich sitze nun schon zwei Wochen intensiv an der finalen Version unseres Businessplans. Das Thema Marketing fließt nur gerade so aus meinen Fingerspitzen. Zeit für eine kleine Resümee-Pause. Zeit für etwas Ablenkung von dieser allzu theoretischen Betrachtungsweise unseres Vorhabens. Zeit auch um zu träumen. Unser Traum von Norwegen entsteht und der Genuss ist vollends. In alle Richtungen schwärmen wir vollmundig und aus allen Richtungen kommt ein „schnurren“ zurück. Es ist ein großartiger Moment und wir behandeln ihn sehr respektvoll und zufrieden. Wenn da nicht ständig diese Stolpersteine wären, könnten wir von Perfektion reden. Aber wer will das schon. Also reden wir heute mal über Stolpersteine, die uns auf unserem Abenteuer so begegnen.

Sametinget

Wir sind mit dem Projekt an der Stelle angelangt, wo es einer Fremdeinwirkung bedarf. Wir waren ja im September auf dem Grundstück und haben uns mit dem Vorbesitzer und unserem Projektleiter über dessen Potentiale unterhalten. Darauf folgten die unterschiedlichsten Pläne und der Modellbau. Als Resultat bekamen wir eine Grundstücksplanung, die anhand unseres Modells vorstellbar wurde. Nun musste unser Projektleiter diesen Bauantrag zur Regulierung in der Zweckbestimmung „Gewerbe“ an verschiedene Institutionen aussenden, um den gesetzlichen Weg einzuhalten. Darunter befanden sich unsere Kommune, die Fylke Troms (gleichzusetzen mit einem Bundesland), das Museum Tromsø, das Same-Parlament und verschiedene Tageszeitungen wie z.B. Nord-Lyset. Das normale Prozedere wäre die Zustimmung aller zu unseren Plänen gewesen. Nicht so in unserem Fall. Wir bekamen also von allen einen Antwortbrief. Die Kommune und die Fylke freuen sich indirekt über unser Bauvorhaben und signalisierten dies mit einem verbalen Grünen Licht. Das Museum verwies auf die Samen und die ließen eine Bombe platzen. In deren Schreiben mussten wir erfahren, dass unser Bauplan auf unserem soeben erworbenen Grundstück so nicht durchgeführt werden kann. Zwar hätte das Same-Parlament auf den grundsätzlichen Bauantrag aus dem Jahre 2006 nicht widersprochen, müsse dies jetzt aber auf unsere Regulierung hin tun. Als Grund dieser Tatsache nannte der Absender die Eintragung eines Same-Kulturerbes auf unserem Grundstück.

Das ist der „Mikkel“. Er wacht über das ganze Land (vielen Dank an Eva G.)!

Dieses Kulturerbe sei vermutlich auf unserem Grundstück zu finden und wurde mit einem Sicherheitsring von knapp 100m Durchmesser vorsorglich 2012 in das kulturelle Denkmalsregister von Norwegen eingetragen. Diese Vorgehensweise war im Sinne des norwegischen Kulturerbe-Gesetzes korrekt. Als Lösung wurde in diesem Schreiben gleichfalls vorgeschlagen, man könne ja eine Prüfung veranlassen und auf unsere Kosten die Ausgrabung an dem vermutlichen Platz durchführen. Auf unsere Kosten eine Ausgrabung finanzieren und dann noch nicht mal sicher sein, ob es tatsächlich auf unserem Grundstück etwas zu finden gibt? Laut Eintragung im besagten Register hätten wohl Untersuchungen auf dem Nachbargrundstück 2012 ergeben, dass es sich bei den Fundstücken um einen Tonpfeiffenstil handelt. Dieser lag wohl schon über hundert Jahre dort. Neben einem Haufen verbrannten Holzes. Luftbildaufnahmen verleiteten daraufhin die Untersuchenden dazu, die auf unserem Grundstück befindlichen geologischen Formationen als Grundrissmauern eines Samischen Bootsschuppens zu deuten. Auf Grund dieser Feststellung erfolgte der Eintrag in das Kulturerbe-Register durch das Same-Parlament.

Eins, zwei … Zauberei

Unser Projektleiter antwortete mir auf meine Frage, auf was wir uns nun konzentrieren sollten: das Schreiben vom Same-Parlament müssten wir zuerst behandeln. Er fuhr mit dem Vorbesitzer unseres Grundstücks erstmal zu unserer Kommune. Der Vorbesitzer hatte wohl keine Kenntnis von dem, was da auf unserem Grundstück geschehen ist. Das war zumindest seine Auskunft gegenüber unserem Makler, den wir zuerst von diesem Same-Schreiben informierten. Im Rathaus unserer Kommune in Hansnes trafen sich die beiden mit der Planungsdirektorin, welche bei unserem ersten Treffen überzeugte Befürworterin war. Doch das Meeting ergab nur, dass ihr in diesem Fall die Hände gebunden seien. Sie empfahl aber unserem Projektleiter den direkten Kontakt mit dem Same-Parlament. Wir unterdessen entwickelten Alternativ-Pläne anhand unseres 1:300 Modells. Gleichzeitig entwickelten wir eine Anzeigentafel für das kulturelle Erbe der Samen, die als Tauschmittel für eine Freigabe unseres gesamten Baulandes dienen sollte. Beides, die neuen Pläne und die eigens entwickelte Info-Tafel, übersandten wir noch vor dem Treffen an unseren Projektleiter. Das Ergebnis war sehr erfreulich. Auch ohne Tafel dürfen wir mittels einer Sondergenehmigung vom Same-Parlament unseren ursprünglichen Bauplan durchführen. Was hat unser Projektleiter da wieder gezaubert?

Bitte teilen:

7 Gedanken zu „Stolpersteine

  1. Hello!
    I am your closest neighbor i Mikkelvik. Me and my sister owns the place „Nyvoll“, and the grounds next to the land you have bought. It looks like you have some very interesting plans going on here. It is going to be interesting to follow the development. The picture in this article shows „Mikkel“. My father made it from an old log in the beginning of the 90’s. He has lost his nose and som other bodyparts as the years have passed, but he represent a dear memory. It was really a suprise to find the picture of „Mikkel“ on Facebook today. It was only then I discovered about your plans. I will follow this with interest, and wishes you good luck.

    Best regards Eva Gjerdrum

  2. Just to make sure you understand this right; „Mikkel“ has been on the same spot since the early 90’s. We will ofcourse remove him if he stands on your land 🙂

    Have a nice weekend!

    Best regards Eva

        1. Tusen takk. Han skal stå på en veldig fin plass. Selvfølgelig kan du hente Mikkel hjemme også 🙂 Der kan han allikevel passe på alle i Mikkelvika. Vi lager enkelt en bror eller søster…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*