Wieder einmal war es an der Zeit, Tromsø zu besuchen. Der Businessplan war pünktlich zum Jahreswechsel fertig gestellt und wir endlich in der Lage und auch überzeugt davon, ein erstes Meeting mit der Bank zwecks Finanzierung unseres Projektes durchzuführen zu können. In Frage kam „selvfølgelig“ unsere Hausbank die SpareBank1. Wir vereinbarten also Anfang Januar schon einen Termin für den 29.01. mit unserem Kontaktmann und gleichzeitigem Abteilungsleiter Immobilien-Finanzierung in der größten Bank Nord-Norwegens. Wir berichteten über ihn und seine Hilfsbereitschaft bereits in der Story Handelsregister beantragt.
Am selben Tag bekamen wir auch einen Termin bei Innovasjon Norge mit der Abteilungsleiterin für Tourismus in Nord-Norwegen. Diese Gesellschaft wurde als staatliche Einrichtung einzig zu dem Zweck gegründet, die norwegische Wirtschaft zu unterstützen und Norwegens Ansehen als touristisches Ziel zu verbessern. Wir hatten den Tipp von Andree bei DinTur in Bremen. Er sagte, wir sollten unbedingt mit denen Kontakt aufnehmen, da Innovasjon Norge solche Projekte wie unseres teils sehr spendabel mit Staatszuschüssen förderte. Letztendlich bekamen wir auch noch einen Termin mit unserem Projektleiter Alf zu Stande, so dass sich ein runder Besprechungstag für diesen Reisetermin ergab. Auch unser Freund Robert aus Stavanger erklärte sich bereit, unsere Meetings mit seinen Sprachkenntnissen zu unterstützen und wir buchten drei Flugtickets sowie drei Hotelbetten im Tromsøer Stadtzentrum.
Businessplan wird Forretningsplan
Den Businessplan sandten wir nach Fertigstellung zu unseren Steuerberatern und ausgewählten Bekannten und Verwandten. Wir hofften auf vielfältiges Feedback zu unserem Vorhaben Mikkelvik Brygge, einer komfortablen Anlage für Angelreisen nach Norwegen. Das bekamen wir auch reichlich. Alle Freunde, Berater und auch unsere lieben Eltern gaben uns so viele tolle Sichtweisen auf den Businessplan, dass wir jetzt in der Lage waren, ihn nochmals zu optimieren. Das Endergebnis musste nun nur noch rasch ins Norwegische übersetzt werden. Wir fanden zum Glück auch eine Übersetzerin, die diese zeitlich begrenzte Situation noch retten konnte. Wir Drittelten den Businessplan und fanden Unterstützung bei Reinhard, Steve und besagter Frau, welche uns mit der Übersetzung halfen. Innerhalb von vier Tagen hatten wir die 15 Seiten „Forretningsplan“ in den Händen und konnten ihn schon einen Tag vor Reiseantritt an Bank und Fördergesellschaft via E-Mail senden. Vielen Dank auch an dieser Stelle für die Unterstützung!
Norwegen streikt
Wir hatten einen angenehmen Hinflug. Nur in Oslo mussten wir eine Stunde länger warten als gebucht, da ein Streik (!) gegen die aktuellen arbeitspolitischen Ambitionen den Abflug nach Tromsø verzögerte. So hatten wir Zeit das Wiedersehen mit Robert auf dem Flughafen in Oslo ausgiebig zu begießen – mit einer Tasse ordentlich starkem Kaffee. Robert hatte die Nacht durchgearbeitet und war gleich im Anschluss in den Flieger nach Oslo gestiegen. Tapfer! Danke 🙂
Am frühen Abend nahmen wir erstmals den „Flybuss“ vom Flughafen Tromsø ins Stadtzentrum. Mit nur kr. 80 je Person sicherlich die preiswerteste Beförderungsart ins Herz der Stadt. Erfreut sichteten wir die Einrichtung der Zimmer im gebuchten Hotel, die dem Namen Comfort Hotel Express alle Ehre macht. Der Ausblick vom Flurfenster war grandios. Durch eine wandgroße Fensterscheibe hatten wir einen wundervollen Blick auf den Hafen. Hungrig gingen wir sofort im Anschluss wieder zurück zu der Kreuzung, wo wir schon bei Ankunft eine Pizzeria als sehr anziehend empfanden.
Wir präsentieren die Zahlen
Am Donnerstagmorgen ging es, auf direktem Weg zur Bank, erst einmal in unser Lieblingscafé. Junge ambitionierte Norweger verstehen es hier exzellenten Kaffee und leckeres Frühstück zu servieren. Auf selbiges muss man in dem von uns gewählten Hotel verzichten, da die Betonung im Namen auch auf dem „Express“ liegt. Pünktlich und gestärkt standen wir anschließend zu dritt am Empfangstresen der Bank, wurden dann aber doch in ein naheliegendes Gebäude der Abteilung Immobilien-Finanzierung verwiesen. Dort wartete unser Ansprechpartner schon freudig an seiner großen Schaufensterscheibe stehend und begrüßte uns beim Eintreffen wie bei einem Wiedersehen von „alten“ Bekannten! Wir gingen mit ihm und einem Kollegen in den Konferenzraum und plauderten in den ersten Minuten angenehm heiter. Beide hatten unseren „Forretningsplan“ ausgedruckt vor sich zu liegen und bereits auf einigen Seiten Markierungen gemacht. Wir präsentierten an einem bereitstehenden Monitor die mitgebrachten Zahlen unseres Finanzierungsplanes.
Unsere Gesprächspartner waren sehr interessiert, stellten klare Fragen und notierten sich neu erworbene Fakten. Die Markierungen der Beiden wurden durchgegangen und konnten aus unserer Sicht mit überzeugenden Argumenten abgehakt werden. Wir bekamen die Zusage einer intensiven Prüfung unserer Zahlen durch die Bankmitarbeiter und die Information, dass ein Kredit-Angebot der Bank dann als positive Antwort zu verstehen wäre. Dazu einigten wir uns darauf, noch auf die abschließenden Angebote aller Baubeteiligten zu warten um sie in die Finanzplanung einzupflegen. Unsere Ansprechpartner registrierten als sehr positiven Kern des Businessplans die optimistische Grundaussage von DinTur und signalisierten auch sonst mit ihrer Aufmerksamkeit fortbestehendes Interesse an unserem Vorhaben.
Wir können mit Zuschüssen rechnen
Anschließend ging es zum Treffen mit Innovasjon Norge. Nicht weit von der Bank entfernt kamen wir vom Wind ordentlich durchgepustet und durchgefroren in deren Büro an und wurden von unserer Ansprechpartnerin sehr freundlich empfangen. Im Konferenzraum präsentierten wir Bilder und Fakten der Angelanlage Mikkelvik Brygge. Die Leiterin der Abteilung Tourismus stellte interessierte Fragen zu unseren Vorbereitungen und gab uns Tipps fürs Wintergeschäft in der Region Tromsø. Einen Antrag auf Unterstützung könnten wir aber erst stellen, wenn der Regulierungsplan bestätigt ist und auch die Bank eine positive Kreditentscheidung trifft. Auf unsere Frage hin, was wir denn noch vorbereiten könnten um eine Zusage zur Unterstützung zu erleichtern, sagte sie uns, dass wir schon alles vorbereitet haben, was man dafür braucht.
Baugespräch im Dunklen
Erleichtert nahmen wir ein Taxi zu unserem letzten Meeting beim Projektleiter Alf. Vorbei an der Eismeer-Kathedrale und der Bergseilbahn ging es zu seinem Firmensitz auf der östlichen Festlandseite von Tromsø. Auch hier wurden wir sehr freundlich und sogar ein wenig herzlich empfangen. Bei Kaffee und Wasser ging es auch gleich zur Sache. In fließendem Norwegisch wurden Themen wie Straßenbau, Medienanschluss und Abwasserbeseitigung besprochen. Auch die Fundamente und die Steganlage wurden durchgesprochen. Die Erschließungskosten sollen uns bis Mitte Februar allumfassend verfügbar sein, versprach uns Alf. Auch beim Bauantrag werden uns die beiden unterstützen, wenn wir die Baupläne nach norwegischen Vorschriften erstellen lassen. Doch mitten drin im bereits heiteren Gespräch fiel plötzlich der Strom aus. Wie die Sekretärin des Büros schnell herausfand sogar in ganz Nord-Norwegen. Ein Zustand der in den letzten 25 Jahren nicht vorkam. „Zappen duster“, schnell kälter werdend und ohne Alternativen, da ganz Norwegen fast ausschließlich Strom auch für die Heizung benutzt. Bei Kerzenschein und Handy-Taschenlampen gingen wir noch die letzten Punkte der Baubesprechung durch. Es war fast ein bisschen „koselig“. Auf jeden Fall wissen wir jetzt, was es bedeutet, dass man in Notsituationen in Nord-Norwegen mehr zusammenrutscht. Man improvisiert!
So endeten unser Gespräch nach knapp 3 Stunden sehr herzlich und dieser Meeting-Tag mit insgesamt 6 Gesprächsstunden für uns mit einer Taxifahrt zurück ins völlig dunkle Stadtzentrum. Nachdem uns die Automatiktüren des Hotels persönlich aufgeschoben wurden, trafen wir im Dunkel der Lobby auf ca. 50 andere wartende Hotelgäste. Auch hier musste zusammengerutscht werden, da die Sitzplatzanzahl begrenzt war. In dieser fast anderthalbstündigen Situation lernten wir zwei Neuankömmlinge aus Berlin-Mahlsdorf (wie klein die Welt sein kann) und Marianne aus Bergen kennen. Gemeinsam freuten wir uns über die Rückkehr einer stabilen Stromversorgung und dann konnten wir auch endlich wieder auf unsere mit Keycards gesicherten Zimmer. Auf der Suche nach einer attraktiven Gastlichkeit fürs Abendbrot wurden wir leider enttäuscht. Unser Lieblingsrestaurant war bereits ausgebucht. Viele andere Restaurants hatten nach der langen Strompause nicht mehr eröffnet oder gar keine warme Küche im Angebot. So gingen wir wieder zur Pizzeria auf der Ecke und wurden von einem deutschen Auswanderer mit „bon giorno“ begrüßt und satt und müde mit „auf Wiedersehen“ verabschiedet. Völlig knülle und mit dem Wecker auf vier Uhr gestellt fielen wir ins Bett. Unser Fazit dieser Reise: Wir haben zwar kein konkretes Ergebnis mit zurück gebracht aber wir sind auf dem richtigen Weg!
PS: Alf ist aufgefallen, dass sich unser norwegisch verbessert hat… da sind wir schon ein bisschen stolz drauf! Außerdem hat sich unser Grundstücksverkäufer auch schon im Vorfeld nach passenden Unterkünften für unsere Bauarbeiter umgesehen. Wir sagen „tusen takk, Björnar“!