Kaum waren wir nach unserem letzten Aufenthalt in Tromsø wieder im Berliner Zuhause eingetroffen, da erhielten wir schon die positive Nachricht von unserer Ansprechpartnerin bei der Fördergesellschaft. Sie hatte sich mit unserem Bankberater zusammengesetzt und unser Projekt befürwortet. Sie bat uns aber auch um einen weiterführenden Termin, der zeitlich möglichst nahe liegen sollte. So buchten wir eine Woche nach Rückkehr den nächsten Flug nach Norden.
Schwedische Höflichkeit
Alle Teilnehmer waren einberufen, darunter auch unser Bankberater und unser Projektleiter, um sich am Freitagmorgen im Büro der Norwegischen Fördergesellschaft zu treffen. Wir flogen schon Donnerstag, um den frühen Termin am Folgetag auch bequem zu schaffen. Mit der Schwedischen Fluggesellschaft ging es hoch nach Oslo und dann weiter nach Tromsø. Bei denen ist nicht nur Kaffee oder Tee inklusive sondern auch ein Lächeln und nette Worte einer deutschsprachigen Stewardess. Wir fühlten uns auf dem Hinflug sehr wohl. Unsere Unterkunft bekamen wir wieder über unseren Vermieterfreund Tage. Er selbst befand sich in Ferien und so hat er diesmal seine Tochter geschickt, um die Bezahlung und die Schlüsselübergabe abzuwickeln. Sie war ihm wie aus dem Gesicht geschnitten.
Missverständnisse
Der frühe Freitagmorgen begann mit einem Frühstück im Appartement und einem gemütlichen Spaziergang durch Tromsø´s City ins Kystenshus. Vor dem Büro trafen wir schon unseren Projektleiter Alf und fuhren gemeinsam in die fünfte Etage. Dort angekommen begrüßten uns unsere Ansprechpartnerin Ann Kristin und ihr Kollege, der, wie sich später herausstellte, der Handlungsbevollmächtigte Finanzchef ist. Kurz darauf kam auch Vidar, unser Bank- und Finanzierungsberater. Im Gespräch stellte Alf noch einmal das ganze Baugeschehen und den derzeitigen Stand vor. Sehr ausführlich beschrieb er jedes Detail. Er erwähnte besonders gern und oft, wie wichtig es uns ist, dass wir auch norwegische Unternehmen in dem Bauvorhaben involviert haben. Ich löste ihn dann ab. In wackeligem Norwegisch erklärte und verteidigte ich unser Zahlenwerk, dass in seiner Ausführlichkeit ein halbes Jahr Ausarbeitungszeit gebraucht hatte.
Dann waren unsere Gegenüber an der Reihe und erzählten uns teils ausschweifend, dass wir weiteres Eigenkapital benötigen, um die gewünschte Finanzierung abschließen zu können. Nach einigem hin und her und kurzer Debatte konnten wir das im Detail steckende Missverständnis jedoch aufklären. Unsere Gesprächspartner aus den Finanzabteilungen hatten unseren Finanzierungsplan irrtümlich falsch interpretiert. Sehr erleichtert und mit einem breiten Lächeln im Gesicht versicherten uns beide, dass in Kürze die Verträge unterschriftsreif vorliegen würden.
Status Quo
Nach dem Termin ist vor dem Termin. Kaum waren wir bei der Fördergesellschaft raus, schon ging es weiter mit Alf in seinem Büro. Dort unterschrieben wir fällige Vereinbarungen und Aufträge für die kommenden Wochen, worin es um die Baufortschritte ging. Alf machte ausführlich und deutlich seinen Stand der Bauabwicklung klar. Wir stehen gut da, war unser gemeinsames Fazit zum Schluss dieses Treffens. Abschließend gab er uns wieder jede Menge Hausaufgaben mit und wir verblieben voller Tatendrang jeder für sich. Diesmal wollten wir Tromsø noch ein wenig entdecken und so wählten wir anstatt eines Taxis den Fußweg zurück zu unserer Unterkunft in Tromsø´s südlichstem Neubauviertel. Wir spazierten vorbei an der Seilbahn, die hoch zum Fjellheisen führt. Dieser ist der höchste begehbare Platz in der Stadt und bietet ein fantastisches Panorama auf Selbige, wenn nicht gerade, wie an diesem Tag, die Wolken tief hingen.
Dann nahmen wir ein paar Fotos vom Wahrzeichen, der Tromsdalen Kirke, die unter Touristen auch als Eismeerkathedrale bekannt ist. Die Überquerung der großen östlichen Brücke, denn Tromsø ist eine Insel wie Paris, dauert eine knappe halbe Stunde. Dabei kann man wunderbar auf die Hafenviertel blicken und über das Zentrum hinweg gut die Struktur der Stadt erkennen.
Fisch ist Tischfrisch
Im Appartement angekommen gab es ein weiteres Abendmahl mit frischem Fisch aus der Region. Und frisch heißt hier fangfrisch. Den Abend zuvor gab es Köhlerfilet und an diesem Abend einen Mix aus frischem Lachs und frischem Schellfisch. Wir schmausten und sahen uns noch das Länderspiel Deutschland gegen Polen live im norwegischen Fernsehen an. Am nächsten Morgen versuchten wir mittels SMS-Service ein Taxi zu rufen. Nach einer viertel Stunde Wartezeit gingen wir in Richtung Flybuss-Haltestelle. Doch erst als wir den Bus vorbeifahren sahen, wussten wir, dass wir an der falschen Stelle gewartet hatten. Das war im Internet anders beschrieben gewesen. Nun schnellen Schrittes in die Innenstadt, alles halb so weit in Tromsø, hurtig ein Taxi genommen und pünktlich zum nächsten „Auf und ab“ am Flughafen angekommen.
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Eine Menge guter Laune, viele Vorbereitungen und ein hochkarätiges Programm füllten die Taschen unseres wiederholt bevorstehenden Kurz-Trips nach Tromsø. Die Fördergesellschaft, auf die wir die letzten zwei Monate warten mussten, hatte uns endlich zum Termin geladen und so gingen wir erneut auf die Reise gen Norden.
Donnerstag bis Dienstag, so waren die Flüge gebucht, ergaben effektiv zwei Arbeits- und Meeting reiche Tage. Dazwischen lag ein für uns selbst frei geplantes Wochenende. Was für ein Luxus.
Umständlich und mit Vollbremsung
Bereits im Vorfeld hatten wir versucht über unseren neuen Bekannten Tage, in den Tromsø Apartments zu buchen. Leider war bei ihm diesmal alles besetzt. So wählten wir die Alternative, über eine Privat-Wohnungsvermittlung unsere Unterkunft zu reservieren. Es waren einige schöne dabei, leider nicht das bereits im letzten Jahr bewohnte Dachgeschoss von Grete. Wir wählten die steril aussehende Zweibett-Unterkunft von Dagfinn und warteten auf seine Bestätigung. Leider teilte er uns zügig mit, dass diese belegt sei. Nun wählten wir als nächstes die kuschlig aussehende Behausung von Trine und bekamen den automatisch eingestellten Zuschlag. Prima, dachten wir uns, doch Pustekuchen. Kurz danach meldete sie sich mit der Info, dass auch ihre Wohnung „opptatt“ sei. Und das, nachdem wir bereits bezahlt hatten. Na danke. Nach vielem hin und her hat sie uns zugesichert, dass sie das Geld wieder an uns zurück bezahlt, weil das Stornieren auf der Vermittlungsplattform wohl Konsequenzen für sie hat. Glücklicherweise teilte uns bereits während dieser Aktion unser Bekannter Tage mit, dass eines seiner Tromsø Apartments wieder frei geworden war und wir reservierten es für die fünf Reisetage.
Einzig erwähnenswert bei der Anreise vom sonnigen Berlin ist, dass wir im sommerlichen Oslo leider wieder den Koffer abholen und einchecken mussten (diese Regelung war bereits einmal abgeschafft) und das wir aus irgendeinem Grund in Tromsø eine Vollbremsung auf dem Rollfeld hinlegten. Alle Achtung, sage ich da nur!
Wieder daheim
Abends direkt nach der Landung bekamen wir zügig unser kleines Mietauto vom sehr freundlichen Verleiher und standen vor dem Flughafen um 20 Uhr bei sage und schreibe 20°C und purem Sonnenschein. Gefühlt war das wie eine Ankunft in der Karibik. Und das Ende August jenseits des Polarkreises. Klimaerwärmung sei Dank, konnten wir uns nicht verkneifen. Das schnell gefundene und übergebene Apartment war sehr gemütlich, was man von der Aussicht nicht sagen konnte. Dennoch sollte es zum Schlafen wohl reichen. Wir quatschten noch ein wenig ausgiebiger mit unserem Vermieter, der extra wieder im dicken Range Rover gekommen war um uns die Schlüssel zu bringen. Ein sehr höflicher und interessierter Mensch.
Er hatte sich in der Zwischenzeit seit unserem letzten Aufenthalt unsere Webseite ausführlich angesehen und lobte das Projekt in höchsten Tönen. Danke Tage Hansen, für deine fachmännischen und Rücken stärkenden Worte von Vermieter zu zukünftigen Vermietern. Als wir uns dann abends nach dem Einkauf, dem Selbstgekochten und einem Brühkaffee auf der Außentreppe zum Kippchen niedersetzten, fühlten wir uns schon wieder zu Hause.
Wir haben die Zusage
Freitag, wieder als Erstes, war ein Treffen mit Alf, unserem Projektleiter, in seinem Büro angesetzt. Wir gingen gemeinsam alle Fortschritte durch und plauschten auch ein wenig. In der Planung sind wir bereits sicher durch. Jetzt haben wir auch einen Fremdriftsplan, welcher die Zeiten der Bauabschnitte festlegt. Nach diesem Plan sind wir im Dezember schon so weit, dass bereits die letzten Außenarbeiten erledigt sind und wir uns auf die Innenarbeiten konzentrieren können. Um die Mittagszeit war der Termin bei Innovasjon Norge reserviert. Wir kamen pünktlich und gut gelaunt beim gerade neu gebauten Kystenshus an. Eine architektonische Besonderheit im Zentrum von Tromsø. Ob das nun dorthin passt, bleibt reine Geschmackssache. Die Fördergesellschaft hat im fünften Stockwerk dieses Neubaus Quartier bezogen und so fuhren wir im noch komplett eingepackten Fahrstuhl hinauf. An der Glastür empfing uns Ann Kristin mit einem Lächeln im Gesicht. Ich wertete es als höfliche Geste oder einfach als gutes Zeichen.
Hinter der Tür im Eingangsbereich war noch ein weiterer Mitarbeiter, der uns mit den deutschen Worten „Herzlich Willkommen“ begrüßte. Und das war ein gutes Zeichen! Wir gingen zu viert in den frischen Konferenzraum und näherten uns mit Smalltalk auf Norwegisch einander an. Es stellte sich heraus, dass der bärtige Herr nicht nur ein Kollege sondern sogar der Chef der Niederlassung Troms/Svalbart war. Ein herrlicher Goldzahn schmückte sein Lächeln. Viele Fragen zu unseren Finanzierungsdaten und zu dem Gesamtvorhaben spitzten sich in eine Richtung zu – was machen wir im Winter? Doch unserer realistischen Einschätzung und der Logik der Zahlen konnten beide nicht widerstehen und wir bekamen eine Vorabzusage. Das bedeutet, dass der norwegische Staat hinter unserem Projekt steht und es sogar finanziell bezuschussen wird. Damit hatten wir es endlich offiziell und vom Chef persönlich.
Rushhour in Tromsø
Pünktlich zur Verabschiedung schaffte es auch unser Projektleiter zu Innovasjon Norge. Er plädierte noch kurz und intensiv für das schöne Projekt Mikkelvik Brygge und empfahl sich gern als Ansprechpartner für Rückfragen. Durch das anschließende Wochenend-Chaos auf Tromsøs Straßen kamen wir leider etwas zu spät zum letzten Termin an diesem Tag.
Wir mussten weit raus fahren, bis zum Skogsfjord, um den Bauleiter für die Straßenbauarbeiten zu treffen. Er war bereits auf seiner Wochenend-Hytte. Diese liegt direkt am Skogsfjordvatnet und wenn wir hier von Hytte reden, dann meinen die Norweger meist was Großes. Dies hier war ein Holzpalast, mit riesigen Fenstern und einer herrlichen Aussicht auf den größten Süßwassersee auf einer Insel. Ein herrliches Anwesen, das Simen sein eigen nennt. Er ist ein gut situierter Mittdreißiger, der in x-ter Generation die größte Baufirma in Familienbesitz in Tromsø leitet. Bei Kaffee und einigen Keksen ging es dann zur Sache. Der Baubeginn wurde für die kommende Woche avisiert und das Vertragswerk final besprochen.
Glückssteine in der Nachbarschaft
Plötzlich kam Simen auf eine geniale Idee. Er kennt die Gegebenheiten in Mikkelvik gut und er fragte nach dem Sinn der Sprengarbeiten, um die Steinmassen auf unserem Grundstück verfügbar zu machen. Er verwies dabei auf das Fähr-Hafengelände, neben dessen Zufahrt ein wirklich großer Berg Steinmasse vor sich hin wittert. Eine sehr gute Idee, wie wir Alf´s Gesichtsausdruck entnehmen konnten. Alf brachte sofort Bjørnar (unseren Grundstücksverkäufer und neuen Freund) ins Spiel, der sicher den Besitzer dieser Steinmenge kennen würde. Es ging jetzt nur noch um Menge und Preis der ruhenden Masse, um den plötzlich unnötig gewordenen Spreng-Part aus dem Bauvertrag streichen zu können. Sogleich stiegen wir in die Autos, um die Steine direkt vor Ort in Augenschein zu nehmen. Endlich waren wir wieder einmal in unserer künftigen Heimat – Mikkelvik.
Katja, Alf und Simen krackselten umgehend auf den riesigen Berg aus Geröll, der von einem früheren Bauvorhaben übrig geblieben sein musste. Nach ihrer Rückkehr empfanden sie es als ausreichend, um die von uns benötigten 5-6 Kubikmeter zu befriedigen. Was für ein glücklicher Umstand, nicht nur insofern wir bei einem möglichen Kauf der Selben sofort loslegen könnten, sondern vielmehr würden wir auch noch knapp 200.000 NOK einsparen. Das liegt daran, dass aus Simen´s Idee eine Einsparung seiner eigenen Sprengleistung resultiert. Das nenne ich Identifikation mit dem Projekt. Ob uns so etwas in Deutschland auch passieren könnte, dass ein Bauunternehmer darüber nachdenkt, wie er seine Arbeitsleistung reduzieren kann?
Fette Lachsbestände
Der nächste Tag war ein Samstag und somit begann «Helga», was so viel wie das Wochenende bedeutet. Wir hatten endlich mal einen Tag frei. Diesen Tag wollten wir nutzen, um unsere Umgebung in Mikkelvik etwas besser kennenzulernen. So konnten wir vor lauter Vorfreude auch nicht wirklich ausschlafen und machten uns bereits am frühen Vormittag auf den einstündigen Weg nach Nordwesten. Die Fahrt dokumentierten wir mit einer außen am Auto installierten Timelaps-Kamera. So haben wir den Fahrweg vom Flughafen zur Anlage für künftige Gäste in einem kurzen Film dokumentiert. Das Wetter war herrlich wie schon bereits am Vortag auch. Wir kamen pünktlich zur Schüsselübergabe am benachbarten Ungdomshuset an. Das war der einzig vereinbarte Termin für heute – die Schlüsselübergabe mit Vidar für das riesige Kulturhaus, das wir künftig als Baustellenbehausung nutzen können. Nach der Übergabe hatten wir noch ein interessantes Gespräch mit ihm über die hiesige Lachssaison. Er arbeitet als Guide in einer nahegelegenen Lodge und hat uns rückblickend erzählt, dass er in dieser gerade endenden Flusslachssaison bei 60 Fängen von großen Exemplaren assistiert hat. Auch die Meerforellenbestände im angrenzenden Skagøysund seien seiner Meinung nach in einem sehr gesunden Zustand. Und diese Saison beginnt gerade erst.
Paradiesfeeling
Als Vidar sich wieder seinem Wochenende widmete und wir endlich mal allein auf unserem Areal waren, fingen wir an unsere Erkundungen zu starten. Das Ungdomshus, unsere künftige Herberge war schnell erfasst. Dann war unser oberes Grundstück dran. Wir kletterten auf den oberen Teil, der mit 48 Metern einen wundervollen Ausblick auf unsere Lagune bietet. Das Wasser vor unseren Ufern schimmert dort im herrlichsten Türkis, wenn die Sonne hindurchscheint. Oben auf dem Berg angekommen trauten wir unseren Augen kaum – was für ein Panorama.
Katja hat hier ihren neuen Meditationsplatz festgemacht. Und ich stimmte dem andächtig zu. Auf dem Berg steht ein Wald von Fjellbirken und die Sicht ist frei über die gesamte Halbinsel Mikkelvik. Man sieht die Fähre schlummernd am Kai liegen und die Nachbarn gehen baden oder bepinseln ihre neue Terrassenumrandung. Ein Rentier kommt aus den Wiesen und geht an unserem Grundstück vorbei, um sich im frischen Sundwasser etwas die Beine abzukühlen. Es ist still und nur leise unterbricht ein Motorboot die windfreie Stille dieses herrlichen Sommertages. Auch wir müssen uns in diesem Augenblick vergegenwärtigen, dass wir jenseits des Polarkreises sind. Oberkörperfrei und glücklich schaffen wir auch noch den Rest des Grundstücks zu sichten. Wir haben jetzt wohl alle Grenzmarkierungen entdeckt und sind erstaunt über die Ausmaße des Erworbenen. Auf den Plänen sah das alles etwas kleiner aus.
Nachbarschaftskunde
Es werden wohl insgesamt 6 Stunden gewesen sein, die wir hier verbracht haben. Am Wasser sitzend, oder in Gedanken die Planungen ausführend. Auf jeden Fall wissen wir schon jetzt, dass wir uns hier sehr wohl fühlen werden und unsere Gäste erwartet das Gleiche. Bevor wir diesen schönen Ort wehmütig wieder verließen, gingen wir noch zu unseren direkten Nachbarn, um uns vorzustellen. Sie haben ihr Sommerhaus ca. 150 Meter vom künftigen Camp entfernt und werkelten an ihrem neuen Bootshaus. Wir hatten uns bereits via Facebook bekannt gemacht und wollten nun den Schritt vis a vis wagen.
Das hat sich auch gelohnt. Denn wir haben die angenehmsten Nachbarn die man sich wünschen kann, so unser jetziger erster Eindruck. Wir haben uns schon zum nächsten Mal auf einen Kaffee verabredet. Auf dem Rückweg nach Tromsø hielten wir, ca. einen Kilometer von uns entfernt, auch noch mal bei Vidar, von dem wir den Schlüssel bekommen hatten. Auch er ist bereits sehr zugänglich und stellte uns sofort seine gesamte anwesende Familie vor. Alle hier freuen sich sehr auf Mikkelvik Brygge, war der einheitliche Tenor unserer neuen Nachbarschafts-Bekanntschaften. Das freut uns sehr, denn wir wollen hier gern bleiben.
Partystadt Tromsø
Wieder im Appartement in Tromsø eingetroffen, hatten wir Zeit zu resümieren und uns dem Essen machen zu widmen. Eine Zigarette vor der Tür rundete das Mahl ab. Laute Musik vom gegenüberliegenden Dachgarten und aus weiteren Quellen in der näheren Umgebung bedeutete, dass das norwegische Wochenende im vollen Gange war.
„Forspil“ ist das herrliche Wort für das sogenannte „Warmsaufen“ vor einer langen und zünftigen Nacht hier oben im Norden. Die gesetzteren Tromsøraner hatten ja bereits am frühen Nachmittag die Stadt verlassen, so dass sie jetzt überwiegend den jüngeren, partywilligeren Einwohnern gehörte. Die fast minütlich verkehrenden Busse der Stadtlinien transportierten vollgestopft junge Menschen von A nach B. Doch wir fielen zufrieden und müde ins Bett.
Guter Handel
Der Sonntag begann wolkenverhangen. Es war im Wetterbericht von Regen die Rede gewesen. So hatten wir auch keine Eile und begannen diesen Tag ruhig. Wir waren gegen Mittag zur Wohnwagenbesichtigung verabredet. Zwei gebrauchte Modelle hatten wir uns im Vorfeld dieser Reise im Anzeigenportal der Region rausgesucht, um einen davon nach vorheriger Inspektion käuflich zu erwerben. Er soll als Baustellenbehausung für die Anfangszeit in Mikkelvik dienen. Beim ersten fünf Meter langen Solifer-Fabrikat handelte es sich um einen gepflegten Wohnwagen. Wir hatten nur das Gefühl, dass dieser mit einem Marktwert von umgerechnet über 5.000€ etwas zu teuer sei für die anstehenden drei bis vier Dienstmonate. Also sahen wir uns den anderen auch noch an. Sechs Meter lang und mit extra Schlafabteilung war er auf den ersten Blick besser geeignet. Ein 1990er Baujahr mit einigen Altersschwächen. Wir verabredeten bei beiden Verkäufern eine Bedenkzeit und schickten ihnen aus dem Appartement ein Angebot via SMS. Die Verkäuferin vom zuerst gesehenen Wagen sagte umgehend ab. Der zweite Anbieter verhandelte und erhielt von uns den Zuschlag. Nach umständlicher Abholprozedur des Bargeldes, wir mussten mit fünf Geldkarten agieren da die Auslands-Bargeldabholbeschränkung bei 500€ lag, verabredeten wir uns für 22 Uhr. Dort angekommen erhielten wir im Tausch gegen das Bargeld einen Kaufvertrag, die Papiere und die Schlüssel, so dass wir ihn am nächsten Tag abholen könnten.
Zuckeltour nach Karlsøy
Eigens für diesen vorhergesehenen Abholvorgang hatten wir uns bereits vor dem Wochenende für Montag mit Alf verabredet. Wir wussten, dass es am Montag in unsere Kommune geht und hatten ihn gefragt, ob sein Offroader mit Anhängerkupplung unseren Wohnwagen mitnehmen könnte. Er hatte eingewilligt. Und so kam es dann auch.
Er holte uns am Vormittag nach unserem ersten Termin ab, dann holten wir den Wohnwagen, der in der Nacht zuvor in unseren Besitz gewechselt war, und zuckelten los in Richtung Karlsøy Kommune, wo wir einen Termin beim Amt hatten. Auf der Wegkreuzung Richtung Mikkelvik parkten wir den Anhänger kurz ab um weiter Richtung Hansnes zu fahren. Dort trafen wir uns mit der Bauamtsleiterin und der Leiterin des Gewerbeamtes, um unser Projekt auch noch finanziell von der Kommune fördern zu lassen. Zwei liebe und begeisterte Damen sagten uns in der anderthalbstündigen Unterredung ihre volle Unterstützung zu. Sie empfahlen uns auch noch, den regionalen Unternehmerverband zu besuchen. Das taten wir auch umgehend im Anschluss. Wir trafen uns ebenfalls in Hansnes mit einer sehr jungen und sehr begeisterten Frau, die unser Projekt in höchsten Tönen lobte. „Die Tromsøraner werden das Projekt lieben“ war ihr eindeutiges Urteil und auch sie sagte uns die volle Unterstützung der Region zu. Auf dem Rückweg koppelten wir wieder unseren Wohnwagen an und zogen ihn die letzten 20 Minuten nach Mikkelvik, wo er jetzt auf seinem richtigen Platz auf seinen Bezug wartet.
Die große Familie
Der Montag begann aber schon zeitig. Der erste Termin war gleich früh. Wir waren mit Bård von einer Personentransportfirma in Tromsø verabredet. Der Anlass war die künftige Zusammenarbeit beim Transfer unserer Gäste vom und zum Flughafen. Nach langer Suche fanden wir auch das nicht beschilderte Büro. Wir trafen auf einen sehr angenehmen Gesprächspartner, welcher zufälligerweise auch tief in unserer Region Karlsøy verwurzelt ist. So kam zu Tage, dass er bereits seit jungen Jahren in den Gewässern vor Mikkelvik angelt. Ein Onkel wohnt gleich um die Ecke und weitere Verwandte empfahl er uns als gute Verbindungspunkte zur hiesigen Gesellschaft. Sein herzliches Lachen auf unsere norwegischen Wortspielchen verriet, dass wir auf einer Wellenlänge schwammen.
Drei-Gänge-Menü
Nachdem uns Alf den Wohnwagen gezogen hatte, trafen wir recht spät wieder in Tromsø ein. Bereits am Freitag hatte er uns offenbart, dass wir an diesem Abend von ihm zum Essen eingeladen waren. Dafür hatten wir jetzt noch genau eine Stunde Zeit. Wir wussten nun auch, dass dieses Essen bei ihm zu Hause stattfinden würde. Mist, nur so wenig Zeit und wir haben noch nicht mal ein Mitbringsel. Also rasch frisch gemacht, umgezogen, denn sie Sachen waren vom Wohnwagentransport mit Schmiere verdreckt, und dann los. Auf dem Weg auf Tromsøs Ostseite hielten wir noch schnell beim Vinmonopol um einen Wein mitzunehmen. Verdammt, es war bereits 18:05 Uhr und der Laden war schon zu. Also schnell in den Blumenladen nebenan um schnell noch ein Vermögen für einen opulenten Blumenstrauß auszugeben. Das war es uns, angesichts der Einzigartigkeit seiner Einladung, aber auch wert. Seine Frau freute sich sehr, als wir beim Eintreten in seine Wohnung das Mitbringsel überreichten.
Unser Grundstücksverkäufer Bjørnar und dessen Frau waren auch schon da. Alf und er sind sehr gut befreundet und so waren wir zu sechst bei diesem kulinarischen Stelldichein. Alf wohnt phantastisch. Seine Wohnung befindet sich in den Neubauten, die auf Stelzen gebaut mitten im Fjord von Tromsø stehen. Seine Wohnung im zweiten Stock bietet, durch die zwei vorhandenen Balkone, neben einer super Aussicht auch eine tolle Möglichkeit, um direkt aus dem Wohnzimmer heraus zu angeln. Das Essen war köstlich. Alfs Frau hatte ein opulentes Mal bereitet, bei deren Hauptgang ein Rentierbraten auf den Tisch kam. Ein sehr herzlicher und liebevoller Abend, bei dem eine Menge aus dem Nähkästchen geplaudert werden konnte. Wir werden diesen Abend lange in Erinnerung behalten, denn es war das erste Mal, dass wir richtige norwegische Freunde trafen.
Der frühe Vogel …
Der Abreisetag begann zeitig. Punkt fünf weckte uns das programmierte Telefon. Vor der Tür waren nur die Möwen zu hören. Die Rückreise klappte reibungslos und unsere Katze empfing uns sehnsüchtig im deutschen zu Hause.
Eine kleine Störung im hiesigen Geschäftsbetrieb konnte schnell behoben werden und wir hatten bereits elektronische Post aus Norwegen. Die Sachbearbeiterin von Innovasjon Norge, mit der wir am Freitag den Termin hatten, schrieb uns, dass sie sich bereits mit unserem zuständigen Bankangestellten getroffen hatte. Beide sind zu der Schlussfolgerung gekommen, dass sie unser Projekt auch gemeinsam positiv bewerten und wir nun mit der vollen Unterstützung beider Institute rechnen können. Na endlich, jetzt ist die Eröffnung im Juni 2016 gesichert. Tromsø, wir kommen bald wieder!
Knapp acht Tage und 3.000 gefahrene Kilometer ist es her, dass wir in Norwegen eingereist sind. Schon wieder blicken wir zufrieden und Heim-weh-mütig aus den Rückreise-Fenstern. Doch wo ist dieses Heim, dass uns so sehnsüchtig macht?
Je mehr sich die neuen Erlebnisse mit den alten Erinnerungen vermischen, umso mehr stellt sich für uns nun diese Frage. Viele neue Bekannte und Erfahrungen machen die mentale Entscheidung sehr schwer. Das hat zur Folge, dass wir gerade die Heimat verlassen um in die Heimat zurück zu kehren.
Aufbruch nach Mikkelvik
Doch zurück zum Anfang. Geplant war diese Reise als Abhandlung letzter Absprachen bevor es endlich losgehen kann mit dem Großprojekt Mikkelvik Brygge. Zusammenfassend hatten wir bereits im letzten Jahr ein Grundstück gekauft, eine Angelanlage mit sechs Holzhäusern für Meeresangler darauf projektiert, eigene Bootstypen entwickeln lassen und eine Finanzierung über eine norwegische Großbank geplant.
Das alles sollte nun final mit den Beteiligten abgesprochen werden. Dazu flogen wir extra nur bis Trondheim, um uns als erstes mit der norwegischen Bootsbauer-Familie auf der Insel Hitra zu treffen. Die hatten für uns auch bereits ein Hotelzimmer reserviert. In dieser Herberge kamen wir am Vorabend des Meetings an und empfanden es als etwas überbewertet, was die dortigen Preis-Vorstellungen betraf. Das bestätigte sich auch beim Abendessen im hauseigenen Restaurantbetrieb. Nach intensiver, dreiviertelstündiger Arbeit in der Betriebsküche bekamen wir zweierlei „Ich-weiß-nicht-was“ vorgesetzt. Katja hatte Pasta Carbonara und ich hatte eine Hamburger-Kreation á la Hitra bestellt. Beides war gemein und unverschämt teuer! Mehr Worte dafür wären eindeutig Verschwendung.
Wetterfrust und Anglerträume
Am selben Abend fuhren wir mit dem Leihwagen noch nach Kvernvær. Dort wohnten zu diesem Zeitpunkt Freunde von unserem Cousin Thomas. Diese sehr angenehme Gruppe von sechs norddeutschen Angler-Freunden möchten im kommenden Jahr ihr 20jähriges Norwegen-Jubiläum gern in Nord-Norwegen erleben – am liebsten in Mikkelvik Brygge. Vorbereitend darauf stellten sie an uns sehr viele Fragen zum Bauvorhaben, dem Angelrevier und der Ausstattung der Anlage in Mikkelvik.
Wir präsentierten stolz die neuen dreidimensionalen Visionen von unserer Meeresangelanlage in Mikkelvik und zeigten die Boote, mit deren Wahl die Gruppenmitglieder alle sehr zufrieden waren. Leider hatten sie in dieser, ihrer einzigen Angelwoche, ein wenig Pech mit dem Wetter auf Hitra. Doch mit dem gemeinsamen Traum vom Angeln in Mikkelvik konnten wir die Stimmung bei ihnen zumindest an diesem Abend etwas heben.
25 Jahre Bootsbau
Der nächste Morgen entwickelte sich im gemeinsamen Meeting mit Idar, jüngstem Sohn der Bootsbauerfamilie, sehr schnell zu einer freundlichen und entspannten Geschäftstermin-Situation. Wir gingen alle Punkte auf unserer Agenda zügig durch. Das war auch dem einzigen deutschen Mitarbeiter Torsten zu verdanken, der für unseren norwegischen Gesprächspartner fast simultan die kniffligen Details der gegenseitigen Fragestellungen übersetzen konnte.
Wir durften den gesamten Herstellungsprozess der qualitativ sehr hochwertigen Aluminiumboote einsehen und sogar in einen Roh-Körper einsteigen. Leider hatten sie kein Modell zur Testfahrt verfügbar. Somit mussten wir uns mit dem Trockentest begnügen. Die Fertigungsstraße machte einen professionellen Eindruck, den uns Torsten auch gern aus seiner 6jährigen vor-Ort-Erfahrung verbal bestätigte.
Nach knapp zwei Stunden verließen wir die Insel wieder mit einem sehr guten Bauchgefühl und dem Versprechen, dass uns in den kommenden Tagen ein Komplettangebot zugehen werde. Beim Verlassen der Insel fuhr uns noch Peter über den Weg. Peter ist unser Bauexperte und fest eingeplant im Projekt Mikkelvik Brygge. Wir wussten aus einem Telefonat, dass er zur selben Zeit auf der Nachbarinsel Frøya angeln wollte. Doch das er in diesem Moment im silbernen Kleinbus direkt vor uns die Insel verließ war dann doch purer Zufall. Wir schwatzten schnell und ausgiebig, auch mit seiner dreiköpfigen Angelgruppe auf dem nächsten Parkplatz, und zogen dann alle weiter unserer Wege.
Norwegens sonniger Süden
Als nächstes waren wir mit unserem Steuerberater in Namsos verabredet. Wir fuhren von Sonnenschein begleitet direkt zur Hotelempfehlung von ihm und buchten in einem sehr schönen „Scandic-Klotz“ ein. Dort wurden wir von seiner fast vollständigen und sehr herzlichen Familie abgeholt. Zu fünft gingen wir in ein benachbartes Restaurant mit dem Namen „Tino´s“ und lernten sehr viel Interessantes über die Lebensweise deutscher Auswanderer in Norwegen. Angela und Reinhard berichteten ausgiebig von ihren Erfahrungen vor Ort, während wir endlich auch mal ein köstliches Essen in einem norwegischen Restaurant speisen durften. Das hat hierzulande leider immer noch Seltenheitswert. Doch dieses Restaurant hatte zum Glück einen deutschen Koch. Den Abend ließen wir sehr heiter im wunderschönen Heim der Steuerberater-Familie beim Wein ausklingen. Das fordert eine Fortsetzung!
Der dritte Tag begleitete uns verregnet in Richtung Norden. In endlos kurviger Schlängellinie und mit kurzen Zwischenstopps am „laks-akvarium“ und in der hübschen Stadt Mosjøen, kamen wir am Abend zielgerichtet in einer hässlichen Stadt mit dem abweisenden Namen Fauske an. Das Hotelzimmer war leider mit dem Charme eines Raucherabteils der Deutschen Reichsbahn behaftet aber wir hatten zumindest einen Flatscreen, auf dem wir das Champions League Finale 2015 verfolgen konnten.
Fischen auf den Vesterålen
Gut ausgeruht ging es mit der Fähre nach Lødingen. Wir fuhren auf die Vesterålen und wurden am vorläufigen Sitz der „Mikkelvik Eiendom AS“, in Refsnes, von unserer Auswanderer-Freundin Susanne freudig begrüßt. Sie hatte bereits Besuch aus Deutschland, welcher, ob des Wetters im Wahlurlaubsland Norwegen, etwas die Köpfe hängen ließ. Michael, alias Bernd, und seine Frau waren bereits seit Wochen mit dem Caravan unterwegs und des ständigen Regens leid. Als der Gastgeber-Mann und Freund Thomas von der Arbeit nach Hause kam, bereitet er zur Freude der Besucher-Männer umgehend sein Boot und seine Angelausrüstung zur gemeinsamen Fjord-Ausfahrt vor.
Im steifen Wind von West und von reichlichen Regenschauern begleitet fuhren wir hinaus zur vielversprechenden Angelstelle. Dort angekommen bissen auch umgehend Dorsche und Seelachse im Miniaturformat. Darunter auch einige Exemplare in Pfannengröße und so konnten wir befriedigt und ordentlich abgekühlt ins warme Haus und zum gemeinsamen Abendbrot zurückkehren.
Kurzbesuch in Mikkelvik
Der nächste Morgen begann um vier Uhr mit der Abreise aus Refsnes in Richtung Tromsø und Mikkelvik. Dort trafen wir mittags, bereits eine halbe Stunde vor der ersten Verabredung, auf unserem Grundstück ein. Auf Sonne folgte aber auch hier umgehend Regen und so kam es uns sehr gelegen, dass unser erster Termin mit Vidar ein paar Minuten früher begann.
Wir gingen mit ihm in das benachbarte „ungdomshuset“, was während der ersten Bauphasen als Leitungsbüro, Unterkunft und Aufwärmmöglichkeit für alle Baustellenteilnehmer dienen soll. Wir beredeten mit Vidar alle Einzelheiten der Anmietung und bekamen sogar noch ein wenig Geschichtskunde über unsere künftige Heimat. Der Abschied beinhaltete seine Zusage, dass wir dieses Kulturhaus zu unseren Zwecken entfremden dürften und das er uns die Konditionen dafür nach Absprache zukommen lassen würde.
Es gibt keine Zufälle
Wieder rasten wir die schöne, einstündige Strecke übers Fjell und am Fjord entlang nach Tromsø zurück. Dort nahmen wir kurz und knackig unser Appartement im neugebauten Süden der nördlichen Metropole in Beschlag.
Der Vermieter übergab uns den Schlüssel dafür und ich drückte ihm im Gegenzug noch einen unserer Werbeflyer für Mikkelvik Brygge in die Hand. Er blickte kurz auf den Titel der Reklame und danach erschrocken und tief in meine Augen. In zögernden Worten sagte er, dass wir nun Nachbarn wären. Wie das gemeint sei, beantwortete er mit der Begründung, dass er der Sohn von dem kürzlich verstorbenen Eigentümer des von uns ursprünglich favorisierten Nachbargrundstücks sei. Das wiederum löste bei uns einen Euphorie Schub aus, den ich kaum in Worte fassen kann und konnte. Das kann doch kein „tilfelling“ (Zufall) sein, versuchte ich ihm zu vermitteln, worauf er ziemlich schnell und ebenfalls ein wenig verdutzt wieder verschwand. Schon seltsam, wie klein die Welt ist. Da bucht man online und anonym eine Wohnung in einer 50.000+ Einwohner zählenden „Großstadt“ und wen trifft man?!
Kurzfristige Entscheidung
Zum direkt anschließenden Banktermin, mit unserem Kundenberater namens Vidar, kamen wir fußläufig und überaus pünktlich an. Wieder wartete er freudig an der Tür seiner Institution. Und schon ging es los im Meeting Raum. Die vorab zugesandten Finanzdaten des Businessplans wurden schnell durchgegangen und noch offene Fragen zügig und auf Norwegisch geklärt. Er versicherte uns, dass nach ein paar Telefonaten mit unseren Partnern, wie dem Projektleiter, dem Steuerberater und der Innovasjon Norge-Ansprechpartnerin, seine Entscheidungsfähigkeit vollständig wäre. Doch bei einem solchen Finanzierungsvolumen müsse er weitere Bankkollegen mit einbeziehen. Unsere Frage nach der benötigten Zeit für einen Entschluss beantwortete er mit erst ein, dann zwei und schließlich bis zu drei Wochen Spielraum. Wir drängten ihn, auch im Interesse unserer Buchungs-Interessenten, diese Zeit effektiv zu nutzen. Leider ließ er sich nicht zu einer deutlichen Prognose verleiten. Doch unser Bauchgefühl war abschließend sehr positiv gestimmt.
Alf, unser Projektleiter wartete schon in seinem Büro. Er wollte an diesem Abend nochmal alle Details mit uns durchgehen, da am nächsten Tag die gewissenhaft ausgewählten norwegischen Handwerkerfirmen auf unsere Teilnahme an Auftragsplanungsgesprächen eingerichtet waren. So durchschritten wir gedanklich nicht nur den Straßen- und Wege-Bau, den Hauptstrom-Anschluss, sondern auch die Angebote für die Elektroinstallationen und die Wasser- und Abwasseranlagen.
Keine Cowboys
Um Punkt neun holten wir Alf dann am nächsten Morgen aus seinem Büro ab und fuhren zuerst zur Rohrleger-Firma, die er nach deutschen Maßstäben gewählt hatte. Ein sehr angenehmer Gesprächspartner empfing uns im Konferenzraum seines mittelständischen Handwerksunternehmens. Wir gingen alle Details seines großen Angebots durch, revidierten und ergänzten und hatten zum Schluss einen guten Eindruck gewonnen. Danach waren die Elektriker dran. Gut gelaunt begann auch hier das ebenfalls ausschließlich auf Norwegisch geführte Businessmeeting. Eine fast ähnliche Prozedur wie zuvor, nur dass diese unter, den Raum fast vollständig füllenden, hell erleuchteten Kronleuchtern und anderen Lampen durchgeführt wurde. Lustig wie sich der Raum auch sonst immer weiter füllte. Erst gesellte sich zu uns Dreien und dem kräftig gebauten Geschäftsführer noch sein künftig ausführender Projektmitarbeiter. Dann kam noch sein Vater dazu, der ebenfalls eine Angelanlage führt und zu guter Letzt wurde unsere Seite durch Bjørnar, unserem Grundstücksverkäufer, verstärkt. Dieses letztlich lustigste Meeting löste dann auch den Beratungs-Tag auf. Alf versicherte uns am Ende noch, dass die gewählten Handwerker-Firmen keine „Cowboys“ seien, wie sie oft in Norwegen zu finden sind.
Wir hatten uns zum Abschluss des Tages noch mit Alf und Bjørnar zum abendlichen Geschäftsessen verabredet. Das fand in dem angesagtesten Sjømat-Restaurant der Stadt statt. Ein köstlicher Abschluss dieses anstrengenden Tages. Der Abend fand durch eine herzliche Verabschiedung mit Umarmung und Hilfebekundungen einen sehr rührigen Ausklang – wie bei richtigen Freunden.
Taffe Frauen in Tromsö
Den ersten Kaffee des dritten Tages in Tromsø tranken wir mit unserer neuen Bekannten Inga im besten Caféhaus der Stadt, dem Risø. Inga arbeitet bei einer hiesigen Guiding- und Abenteuervermittlung und konnte uns neben dem freundlichen Kennenlernen auch noch mit guten Tipps weiterhelfen. Toll, wie sie in so kurzer Zeit ihren Weg gefunden hat in ihrer neuen Wahlheimat Nord-Norwegen. Die zweite deutsche Auswanderin, die wir an diesem Tag kennen lernen durften, trafen wir zum Mittag.
Bei Pizza und Cola überraschte uns Antje mit ihrer sympathischen Art. Das Gespräch überschritt den zuvor gesteckten Zeitraum enorm. Sie berichtete aus ihrem großen Erfahrungsschatz, den sie im mehrjährigen Tourismusmarketing in der Region Troms gesammelt hatte. Schade, dass sie vor hat fortzuziehen, denn angesteckt von ihrer Dynamik entwickelte sich für uns eine rege Phantasiereise vom Sami-Erlebnis bis zum Wal- und Nordlichttourismus. Auch unsere künftigen Gäste werden davon begeistert sein!
Tankanzeige auf Null
Auf dem Weg zum zweiten Vor-Ort-Termin in Mikkelvik war das Wetter nicht auf unserer Seite. Kaum dort angekommen hastete unser Projektleiter mit uns die zuvor abgesteckten Areale des Grundstücks ab. Er wies auf die markierten Felder der Kaimauer, des Straßenverlaufs und der künftigen Hausplatzierungen. Dann wurde noch rasch der frisch gebohrte Brunnen besichtigt bevor es raus aus dem Wind und dem Regen wieder zurück in die Autos und nach Tromsø ging. Auf Grund von Katjas nassen Füßen gab ich unserem Hybrid-Leihwagen ordentlich die Sporen. Dabei übersah ich die Tankanzeige, welche mir knapp 40 Kilometer von Tromsø entfernt eine Benzin-Neige von max. 15 Kilometern Reichweite signalisierte. Entgegen dem üblichen Fahrstil reduzierte ich die Fahrweise zeitweilig auf Elektroauto-Niveau, um die bevorstehende Tunneldurch- und Brückenüber-Fahrt nach Tromsø zu überstehen.
Toyota sei Dank war diese Strategie von Erfolg gekrönt und wir erreichten die nächste Tankstelle am Flughafen ohne Motorstopp. Frisch aufgefüllt und mit trockenen Socken aus der Ferienwohnung machten wir uns auf die selbigen in Richtung letztem Termin bei Edeltraut – kurz Edel genannt. Auch sie ist eine deutsche Auswanderin, die wir, wie auch die beiden anderen lieben Frauen, im Vorfeld der Reise dank des Internets ausfinden machen konnten. Edel empfing uns mit einem kleinen Abend Büffet voll regionaler Köstlichkeiten, auf eine, von Antje bereits angekündigte, zu tiefst rührende Art. Dieser Termin war ein krönender Abschluss. Katja erlebte ihr erstes Abendmahlgebet und wir alle gemeinsam kreierten eine lebhafte Ideenreise durch künftige Urlaubs-Abenteuer unserer eventuell gemeinsamen Kundschaft. Dazu muss gesagt sein, dass Edel als Taxifahrerin die Region um Tromsø bestens kennengelernt hat und dieses Wissen nun gern mit Touristen aus der ganzen Welt als selbstständiger Guide teilt. Auch von ihr verabschiedeten wir uns mit einem ernst gemeinten Kontakthalte-Versprechen und fielen ein letztes Mal sehr erschöpft in das supergemütliche Appartementbett in der nördlichsten Großstadt.
Die 21-Stunden-Strapaze
Die Abreisevorbereitungen am nächsten Morgen unterbrach unser Vermieter mit vielen Entschuldigungen. Er war mit seinem Bruder gekommen um den Wäschetrockner im Bad auszutauschen. Wiederholt betonte er diesen unglaublichen Zufall des Neu-Nachbarseins in Sachen Mikkelvik. Das tat er auch schon, als wir ihn am Vortag mit seiner Frau vor unserem Wohnkomplex trafen. Wir vereinbarten nun ein ausgiebigeres Treffen bei unserem nächsten Aufenthalt in der Region und machten uns wehmütig und von Sonne begleitet auf die nun folgende 21 stündige Rückfahrt Richtung Trondheim. Für diese enorme Länge der durchgehenden Fahrt entschieden wir uns spontan.
Wir fuhren abwechselnd und mit kurzen Unterbrechungen die gesamte Strecke. Alle Erinnerungen an das wunderschöne Hotel in Namsos und die tolle Lokalität dort ließen uns diese enorme Strapaze ertragen. Halb schlafend kamen wir in Namsos an und bezogen umgehend die dortigen Hotelbetten. Der Abschiedsabend wurde noch mit einem vorzüglichen Mahl im „Tino´s“ zelebriert und dann ging es am nächsten Morgen auch schon auf den Rückflug nach Hause. Doch gleichzeitig verließen wir ja ein Zuhause. Wo ist denn nun unser Zuhause?
Das ist zu Hause
Unsere Eltern und unsere Freundin Cynthia informierten uns während der Reise elektronisch über den Zustand unserer zu umsorgenden Katze in dem von uns bewohnten Haus in Berlin. Das war während unserer Fahrt ein Kontakt nach Hause. Doch jetzt auf der Rückreise wissen wir nicht so genau, ob wir nach Hause fahren oder zu Hause verlassen. Ich glaube, zu Hause ist fortan immer dort, wo Katja und ich uns gemeinsam wohl fühlen und gute Freunde haben. Das kann dann sowohl dort wie auch hier sein. Vielen Dank für diese schöne Zeit in unserem künftigen Zuhause – auch an unsere neuen Freunde und lieben Bekannten!
Wieder einmal war es an der Zeit, Tromsø zu besuchen. Der Businessplan war pünktlich zum Jahreswechsel fertig gestellt und wir endlich in der Lage und auch überzeugt davon, ein erstes Meeting mit der Bank zwecks Finanzierung unseres Projektes durchzuführen zu können. In Frage kam „selvfølgelig“ unsere Hausbank die SpareBank1. Wir vereinbarten also Anfang Januar schon einen Termin für den 29.01. mit unserem Kontaktmann und gleichzeitigem Abteilungsleiter Immobilien-Finanzierung in der größten Bank Nord-Norwegens. Wir berichteten über ihn und seine Hilfsbereitschaft bereits in der Story Handelsregister beantragt.
Am selben Tag bekamen wir auch einen Termin bei Innovasjon Norge mit der Abteilungsleiterin für Tourismus in Nord-Norwegen. Diese Gesellschaft wurde als staatliche Einrichtung einzig zu dem Zweck gegründet, die norwegische Wirtschaft zu unterstützen und Norwegens Ansehen als touristisches Ziel zu verbessern. Wir hatten den Tipp von Andree bei DinTur in Bremen. Er sagte, wir sollten unbedingt mit denen Kontakt aufnehmen, da Innovasjon Norge solche Projekte wie unseres teils sehr spendabel mit Staatszuschüssen förderte. Letztendlich bekamen wir auch noch einen Termin mit unserem Projektleiter Alf zu Stande, so dass sich ein runder Besprechungstag für diesen Reisetermin ergab. Auch unser Freund Robert aus Stavanger erklärte sich bereit, unsere Meetings mit seinen Sprachkenntnissen zu unterstützen und wir buchten drei Flugtickets sowie drei Hotelbetten im Tromsøer Stadtzentrum.
Businessplan wird Forretningsplan
Den Businessplan sandten wir nach Fertigstellung zu unseren Steuerberatern und ausgewählten Bekannten und Verwandten. Wir hofften auf vielfältiges Feedback zu unserem Vorhaben Mikkelvik Brygge, einer komfortablen Anlage für Angelreisen nach Norwegen. Das bekamen wir auch reichlich. Alle Freunde, Berater und auch unsere lieben Eltern gaben uns so viele tolle Sichtweisen auf den Businessplan, dass wir jetzt in der Lage waren, ihn nochmals zu optimieren. Das Endergebnis musste nun nur noch rasch ins Norwegische übersetzt werden. Wir fanden zum Glück auch eine Übersetzerin, die diese zeitlich begrenzte Situation noch retten konnte. Wir Drittelten den Businessplan und fanden Unterstützung bei Reinhard, Steve und besagter Frau, welche uns mit der Übersetzung halfen. Innerhalb von vier Tagen hatten wir die 15 Seiten „Forretningsplan“ in den Händen und konnten ihn schon einen Tag vor Reiseantritt an Bank und Fördergesellschaft via E-Mail senden. Vielen Dank auch an dieser Stelle für die Unterstützung!
Norwegen streikt
Wir hatten einen angenehmen Hinflug. Nur in Oslo mussten wir eine Stunde länger warten als gebucht, da ein Streik (!) gegen die aktuellen arbeitspolitischen Ambitionen den Abflug nach Tromsø verzögerte. So hatten wir Zeit das Wiedersehen mit Robert auf dem Flughafen in Oslo ausgiebig zu begießen – mit einer Tasse ordentlich starkem Kaffee. Robert hatte die Nacht durchgearbeitet und war gleich im Anschluss in den Flieger nach Oslo gestiegen. Tapfer! Danke 🙂
Am frühen Abend nahmen wir erstmals den „Flybuss“ vom Flughafen Tromsø ins Stadtzentrum. Mit nur kr. 80 je Person sicherlich die preiswerteste Beförderungsart ins Herz der Stadt. Erfreut sichteten wir die Einrichtung der Zimmer im gebuchten Hotel, die dem Namen Comfort Hotel Express alle Ehre macht. Der Ausblick vom Flurfenster war grandios. Durch eine wandgroße Fensterscheibe hatten wir einen wundervollen Blick auf den Hafen. Hungrig gingen wir sofort im Anschluss wieder zurück zu der Kreuzung, wo wir schon bei Ankunft eine Pizzeria als sehr anziehend empfanden.
Wir präsentieren die Zahlen
Am Donnerstagmorgen ging es, auf direktem Weg zur Bank, erst einmal in unser Lieblingscafé. Junge ambitionierte Norweger verstehen es hier exzellenten Kaffee und leckeres Frühstück zu servieren. Auf selbiges muss man in dem von uns gewählten Hotel verzichten, da die Betonung im Namen auch auf dem „Express“ liegt. Pünktlich und gestärkt standen wir anschließend zu dritt am Empfangstresen der Bank, wurden dann aber doch in ein naheliegendes Gebäude der Abteilung Immobilien-Finanzierung verwiesen. Dort wartete unser Ansprechpartner schon freudig an seiner großen Schaufensterscheibe stehend und begrüßte uns beim Eintreffen wie bei einem Wiedersehen von „alten“ Bekannten! Wir gingen mit ihm und einem Kollegen in den Konferenzraum und plauderten in den ersten Minuten angenehm heiter. Beide hatten unseren „Forretningsplan“ ausgedruckt vor sich zu liegen und bereits auf einigen Seiten Markierungen gemacht. Wir präsentierten an einem bereitstehenden Monitor die mitgebrachten Zahlen unseres Finanzierungsplanes.
Unsere Gesprächspartner waren sehr interessiert, stellten klare Fragen und notierten sich neu erworbene Fakten. Die Markierungen der Beiden wurden durchgegangen und konnten aus unserer Sicht mit überzeugenden Argumenten abgehakt werden. Wir bekamen die Zusage einer intensiven Prüfung unserer Zahlen durch die Bankmitarbeiter und die Information, dass ein Kredit-Angebot der Bank dann als positive Antwort zu verstehen wäre. Dazu einigten wir uns darauf, noch auf die abschließenden Angebote aller Baubeteiligten zu warten um sie in die Finanzplanung einzupflegen. Unsere Ansprechpartner registrierten als sehr positiven Kern des Businessplans die optimistische Grundaussage von DinTur und signalisierten auch sonst mit ihrer Aufmerksamkeit fortbestehendes Interesse an unserem Vorhaben.
Wir können mit Zuschüssen rechnen
Anschließend ging es zum Treffen mit Innovasjon Norge. Nicht weit von der Bank entfernt kamen wir vom Wind ordentlich durchgepustet und durchgefroren in deren Büro an und wurden von unserer Ansprechpartnerin sehr freundlich empfangen. Im Konferenzraum präsentierten wir Bilder und Fakten der Angelanlage Mikkelvik Brygge. Die Leiterin der Abteilung Tourismus stellte interessierte Fragen zu unseren Vorbereitungen und gab uns Tipps fürs Wintergeschäft in der Region Tromsø. Einen Antrag auf Unterstützung könnten wir aber erst stellen, wenn der Regulierungsplan bestätigt ist und auch die Bank eine positive Kreditentscheidung trifft. Auf unsere Frage hin, was wir denn noch vorbereiten könnten um eine Zusage zur Unterstützung zu erleichtern, sagte sie uns, dass wir schon alles vorbereitet haben, was man dafür braucht.
Baugespräch im Dunklen
Erleichtert nahmen wir ein Taxi zu unserem letzten Meeting beim Projektleiter Alf. Vorbei an der Eismeer-Kathedrale und der Bergseilbahn ging es zu seinem Firmensitz auf der östlichen Festlandseite von Tromsø. Auch hier wurden wir sehr freundlich und sogar ein wenig herzlich empfangen. Bei Kaffee und Wasser ging es auch gleich zur Sache. In fließendem Norwegisch wurden Themen wie Straßenbau, Medienanschluss und Abwasserbeseitigung besprochen. Auch die Fundamente und die Steganlage wurden durchgesprochen. Die Erschließungskosten sollen uns bis Mitte Februar allumfassend verfügbar sein, versprach uns Alf. Auch beim Bauantrag werden uns die beiden unterstützen, wenn wir die Baupläne nach norwegischen Vorschriften erstellen lassen. Doch mitten drin im bereits heiteren Gespräch fiel plötzlich der Strom aus. Wie die Sekretärin des Büros schnell herausfand sogar in ganz Nord-Norwegen. Ein Zustand der in den letzten 25 Jahren nicht vorkam. „Zappen duster“, schnell kälter werdend und ohne Alternativen, da ganz Norwegen fast ausschließlich Strom auch für die Heizung benutzt. Bei Kerzenschein und Handy-Taschenlampen gingen wir noch die letzten Punkte der Baubesprechung durch. Es war fast ein bisschen „koselig“. Auf jeden Fall wissen wir jetzt, was es bedeutet, dass man in Notsituationen in Nord-Norwegen mehr zusammenrutscht. Man improvisiert!
So endeten unser Gespräch nach knapp 3 Stunden sehr herzlich und dieser Meeting-Tag mit insgesamt 6 Gesprächsstunden für uns mit einer Taxifahrt zurück ins völlig dunkle Stadtzentrum. Nachdem uns die Automatiktüren des Hotels persönlich aufgeschoben wurden, trafen wir im Dunkel der Lobby auf ca. 50 andere wartende Hotelgäste. Auch hier musste zusammengerutscht werden, da die Sitzplatzanzahl begrenzt war. In dieser fast anderthalbstündigen Situation lernten wir zwei Neuankömmlinge aus Berlin-Mahlsdorf (wie klein die Welt sein kann) und Marianne aus Bergen kennen. Gemeinsam freuten wir uns über die Rückkehr einer stabilen Stromversorgung und dann konnten wir auch endlich wieder auf unsere mit Keycards gesicherten Zimmer. Auf der Suche nach einer attraktiven Gastlichkeit fürs Abendbrot wurden wir leider enttäuscht. Unser Lieblingsrestaurant war bereits ausgebucht. Viele andere Restaurants hatten nach der langen Strompause nicht mehr eröffnet oder gar keine warme Küche im Angebot. So gingen wir wieder zur Pizzeria auf der Ecke und wurden von einem deutschen Auswanderer mit „bon giorno“ begrüßt und satt und müde mit „auf Wiedersehen“ verabschiedet. Völlig knülle und mit dem Wecker auf vier Uhr gestellt fielen wir ins Bett. Unser Fazit dieser Reise: Wir haben zwar kein konkretes Ergebnis mit zurück gebracht aber wir sind auf dem richtigen Weg!
PS: Alf ist aufgefallen, dass sich unser norwegisch verbessert hat… da sind wir schon ein bisschen stolz drauf! Außerdem hat sich unser Grundstücksverkäufer auch schon im Vorfeld nach passenden Unterkünften für unsere Bauarbeiter umgesehen. Wir sagen „tusen takk, Björnar“!
Wie schon erzählt, hatten wir ja bereits eine schöne Bescherung dank des Same-Parlaments. Doch es ging noch besser vor Weihnachten: um in Norwegen ein Grundstück zu Gewerbezwecken kaufen zu dürfen, beantragt man mit der Kaufentscheidung bei der zuständigen Kommune auch gleich die nötige Konzession. Der von uns beauftragte Makler beantragte die Konzession bereits im August mündlich bei der bearbeitenden Stelle in der Kommunalvertretung und erhielt die Information, dass es problemlos verlaufen würde. Also stellten wir diesen Antrag auch schriftlich. Allerdings benötigten wir dazu den Segen von Brønnøysund, dem norwegischen Handelsregister, dass die Käuferin auch eine in Norwegen zugelassene Aktiengesellschaft ist. Diese erhielten wir ja, wie schon auf Facebook berichtet, bereits im Oktober dieses Jahres. Daraufhin teilten wir unsere frische Organisationsnummer, von der nun offiziellen Gesellschaft, unserem Grundstücksverkäufer mit, so dass dieser wiederum den Konzessionsantrag nun mit der neuen Nummer bei den dortigen Behörden abgeben konnte. Dann tat sich einen Monat lang erstmal nichts, bis Anfang Dezember ein Schreiben aus der Balsfjord Kommune bei uns im E-Mail-Postfach landete. Balsfjord ist die Kommune, in der die Aktiengesellschaft ihren offiziellen Sitz hat – solange, bis wir offiziell in Mikkelvik einen Postkasten einweihen werden.
Wir wurden in dieser E-Mail befragt, welcherlei Gewerbe denn auf diesem Grundstück geplant sei. Wir informierten in einer umgehenden Antwort sehr ausführlich über unsere künftigen Pläne. Es war zwei Wochen später unser Makler, der uns über den glücklichen Umstand informierte, dass der Konzessionsantrag eine Zustimmung aus den kommunalen Zuständigkeiten erhalten hatte. Wie wundervoll! Doch es ging auch noch besser. Denn unser Makler beantragte daraufhin umgehend auch das Grundbuchamt in Norwegen, unsere Gesellschaft als rechtmäßigen Eigentümer festzuhalten. Und nun haltet Euch fest: Bereits einen Tag später stand es schon drin! Ob da nicht vielleicht der Weihnachtmann auf unserer Seite war? Wie auch immer, wir möchten uns an dieser Stelle herzlich bei allen Freunden, Unterstützern und Partnern bedanken, dass unser gemeinsamer Traum in diesem Jahr so weit vorangetrieben wurde. Ohne Eure Unterstützung wäre es niemals dasselbe und vor allem niemals so schön!
Vielen Dank und schöne Feiertage und ein gesundes Neues Jahr / Tusen takk, en god jul og et godt nytt år
Ich sitze nun schon zwei Wochen intensiv an der finalen Version unseres Businessplans. Das Thema Marketing fließt nur gerade so aus meinen Fingerspitzen. Zeit für eine kleine Resümee-Pause. Zeit für etwas Ablenkung von dieser allzu theoretischen Betrachtungsweise unseres Vorhabens. Zeit auch um zu träumen. Unser Traum von Norwegen entsteht und der Genuss ist vollends. In alle Richtungen schwärmen wir vollmundig und aus allen Richtungen kommt ein „schnurren“ zurück. Es ist ein großartiger Moment und wir behandeln ihn sehr respektvoll und zufrieden. Wenn da nicht ständig diese Stolpersteine wären, könnten wir von Perfektion reden. Aber wer will das schon. Also reden wir heute mal über Stolpersteine, die uns auf unserem Abenteuer so begegnen.
Sametinget
Wir sind mit dem Projekt an der Stelle angelangt, wo es einer Fremdeinwirkung bedarf. Wir waren ja im September auf dem Grundstück und haben uns mit dem Vorbesitzer und unserem Projektleiter über dessen Potentiale unterhalten. Darauf folgten die unterschiedlichsten Pläne und der Modellbau. Als Resultat bekamen wir eine Grundstücksplanung, die anhand unseres Modells vorstellbar wurde. Nun musste unser Projektleiter diesen Bauantrag zur Regulierung in der Zweckbestimmung „Gewerbe“ an verschiedene Institutionen aussenden, um den gesetzlichen Weg einzuhalten. Darunter befanden sich unsere Kommune, die Fylke Troms (gleichzusetzen mit einem Bundesland), das Museum Tromsø, das Same-Parlament und verschiedene Tageszeitungen wie z.B. Nord-Lyset. Das normale Prozedere wäre die Zustimmung aller zu unseren Plänen gewesen. Nicht so in unserem Fall. Wir bekamen also von allen einen Antwortbrief. Die Kommune und die Fylke freuen sich indirekt über unser Bauvorhaben und signalisierten dies mit einem verbalen Grünen Licht. Das Museum verwies auf die Samen und die ließen eine Bombe platzen. In deren Schreiben mussten wir erfahren, dass unser Bauplan auf unserem soeben erworbenen Grundstück so nicht durchgeführt werden kann. Zwar hätte das Same-Parlament auf den grundsätzlichen Bauantrag aus dem Jahre 2006 nicht widersprochen, müsse dies jetzt aber auf unsere Regulierung hin tun. Als Grund dieser Tatsache nannte der Absender die Eintragung eines Same-Kulturerbes auf unserem Grundstück.
Dieses Kulturerbe sei vermutlich auf unserem Grundstück zu finden und wurde mit einem Sicherheitsring von knapp 100m Durchmesser vorsorglich 2012 in das kulturelle Denkmalsregister von Norwegen eingetragen. Diese Vorgehensweise war im Sinne des norwegischen Kulturerbe-Gesetzes korrekt. Als Lösung wurde in diesem Schreiben gleichfalls vorgeschlagen, man könne ja eine Prüfung veranlassen und auf unsere Kosten die Ausgrabung an dem vermutlichen Platz durchführen. Auf unsere Kosten eine Ausgrabung finanzieren und dann noch nicht mal sicher sein, ob es tatsächlich auf unserem Grundstück etwas zu finden gibt? Laut Eintragung im besagten Register hätten wohl Untersuchungen auf dem Nachbargrundstück 2012 ergeben, dass es sich bei den Fundstücken um einen Tonpfeiffenstil handelt. Dieser lag wohl schon über hundert Jahre dort. Neben einem Haufen verbrannten Holzes. Luftbildaufnahmen verleiteten daraufhin die Untersuchenden dazu, die auf unserem Grundstück befindlichen geologischen Formationen als Grundrissmauern eines Samischen Bootsschuppens zu deuten. Auf Grund dieser Feststellung erfolgte der Eintrag in das Kulturerbe-Register durch das Same-Parlament.
Eins, zwei … Zauberei
Unser Projektleiter antwortete mir auf meine Frage, auf was wir uns nun konzentrieren sollten: das Schreiben vom Same-Parlament müssten wir zuerst behandeln. Er fuhr mit dem Vorbesitzer unseres Grundstücks erstmal zu unserer Kommune. Der Vorbesitzer hatte wohl keine Kenntnis von dem, was da auf unserem Grundstück geschehen ist. Das war zumindest seine Auskunft gegenüber unserem Makler, den wir zuerst von diesem Same-Schreiben informierten. Im Rathaus unserer Kommune in Hansnes trafen sich die beiden mit der Planungsdirektorin, welche bei unserem ersten Treffen überzeugte Befürworterin war. Doch das Meeting ergab nur, dass ihr in diesem Fall die Hände gebunden seien. Sie empfahl aber unserem Projektleiter den direkten Kontakt mit dem Same-Parlament. Wir unterdessen entwickelten Alternativ-Pläne anhand unseres 1:300 Modells. Gleichzeitig entwickelten wir eine Anzeigentafel für das kulturelle Erbe der Samen, die als Tauschmittel für eine Freigabe unseres gesamten Baulandes dienen sollte. Beides, die neuen Pläne und die eigens entwickelte Info-Tafel, übersandten wir noch vor dem Treffen an unseren Projektleiter. Das Ergebnis war sehr erfreulich. Auch ohne Tafel dürfen wir mittels einer Sondergenehmigung vom Same-Parlament unseren ursprünglichen Bauplan durchführen. Was hat unser Projektleiter da wieder gezaubert?
Unsere Pläne sind nun schon sehr weit fortgeschritten. Der Zweck und der neue Bauplan des Grundstücks werden gerade auf kommunaler Ebene reguliert und die Registrierung unserer norwegischen Firma ist abgeschlossen. Auf dem Weg bis hierhin haben wir uns immer wieder mit wildfremden, bekannten und befreundeten Anglern unterhalten, um weiteres Feedback zu unserem Vorhaben zu erhalten.
Auf Tour zu DinTur
Dabei stellten wir fest, dass unser Vorhaben auf Zustimmung stößt. Dennoch benötigten wir ein Fachurteil, eine Einschätzung von jemandem, der sich mit dem Thema intensiv auseinandersetzt. Wir bemühten uns um eine Begegnung mit jemandem, der sich im Marketing von norwegischen Angelreiseanlagen bestens auskennt. Unsere Wahl fiel auf einen Mitarbeiter der Vermittlungsgesellschaft DinTur. DinTur ist Norwegens größter Anbieter für Angelreisen nach Norwegen. Die Firma DinTur AS hat Ihren Hauptsitz in Verdal/Mittelnorwegen. Daneben gibt es seit 2002 ein Verkaufsbüro in Dresden und ein weiteres in Delmenhorst bei Bremen.
Wir kontaktierten den Geschäftsführer der Vertriebsgesellschaft in Dresden. Nach kurzer Vorstellung war dieser gern zu einem Gespräch mit uns bereit und nun stand das Treffen mit ihm an. Wir wollten ihm unsere Pläne vorstellen und hofften auf ein möglichst objektives Feedback von ihm.
Pünktlich und Punkt genau
Wir waren voller Vorfreude auf unserer zweistündigen Autofahrt nach Dresden und hatten uns gut auf das Treffen vorbereitet. Oliver hat noch im Vorfeld eine Kurz-Präsentation unseres Vorhabens entwickelt und alle wichtigen Eckdaten darin festgehalten.
Pünktlich um 11 Uhr kamen wir in Dresden an und fanden auf Anhieb das sympathische Büro von DinTur. Der Geschäftsführer empfing uns sehr freundlich und unkompliziert und wir nahmen, jeder mit einem frischen Latte Macchiato ausgestattet, in seinem Wintergarten Platz. Er hielt uns zuerst für mögliche Investoren und so plauderte er gleich zu Beginn los, wie er sich eine TOP-Angelanlage vorstellt. Ich konnte zum Glück meinen Stift zücken und mitschreiben:
Mein Traum vom Angel-Urlaub
Eine Top-Angel-Anlage muss direkt am offenen Meer liegen, sollte aber dennoch geschützt sein, z.B. durch vorgelagerte Inseln, und verschiedene Himmelrichtungen zur Ausfahrt anbieten.
Es müssen große Boote zur Verfügung stehen (2-3 Stück 22 Fuß- oder 26 Fuß-Boote).
Kurze Wege zu den Hotspots müssen sein um den Gästen ein entspanntes Angeln zu bieten.
Die Anlage darf nicht zu weit von einem Flughafen liegen und die Transferzeit sollte unterhalb 2 Stunden liegen.
Er erzählte uns von zwei Anlagen in Nord-Norwegen, die Investoren suchten und nannte uns dessen Vorzüge und Nachteile. Ich konnte meine Begeisterung, dass unser Projekt fast alle seiner Wunschkriterien erfüllen wird, kaum verbergen und freute mich schon wie ein „Schneekönig“ auf Olivers Präsentation…
Wir haben…
Dann endlich war es soweit – ich wäre fast geplatzt vor Spannung. Oliver startete unsere Präsentation. Erstes Schaubild war der Ausschnitt der lukrativsten Angelregion Nord-Norwegens, direkt von der DinTur-Webseite kopiert. Ein Flecken am offenen Meer, geschützt hinter Inseln liegend, war noch frei auf dieser von roten Punkten übersäten Landkarte. Zeitgleich zeigten wir unserem Gastgeber auf diesem Kartenausschnitt wo Mikkelvik liegt – der eben genannte freie Flecken. Das war der Auftakt zu einem sehr intensiven und ausführlichen Gespräch. Enthusiasmus lag in der Luft.
Der Geschäftsführer von DinTur erkannte sofort das Potential dieser Lage und meinte, dass Mikkelvik ein Top-Standort für eine Angel-Anlage mit dieser Größe wäre. „Besser kann´s nicht liegen“, so sein begeisterter Original-Ton.
Das ist ein Top-Revier
Wir eröffneten ihm, dass wir dort ein Grundstück erworben haben und er konnte es erst gar nicht glauben. „Wie wir an ein solches Grundstück rangekommen seien?“ war seine erste Frage.
Oliver führte seine Präsentation fort und unser Gastgeber war durchweg sehr interessiert, stellte viele Fragen und sinnierte über das noch unberührte Angelrevier. So erzählte er uns auch, dass die Strömung, die von Vannøya kommend durch unseren Fjord zieht, auch von Angelprofi Volker Dapoz als beste Strömungskante im Norden Norwegens bezeichnet wurde.
Während dieser Präsentation erhielten wir von ihm viele interessante Tipps und Hinweise zu den Häusern, den Booten und weiteren Ausstattungsmerkmalen. Unter anderem gab er den Hinweis, dass es zu Vermarktungszwecken besser geeignet sei, die Häuser hälftig mit Appartements und den Rest als Einzel-Häuser für bis zu zehn Personen-Gruppen nutzbar aufzuteilen. Zu den Booten und den saisonalen Buchungsanfragen gab er uns alle wichtigen Informationen zu Herstellern, Lieferzeiten, Alternativen und finanziellen Bedingungen. Auch über die mögliche Vermarktung unserer Anlage via DinTur konnte er uns alle relevanten Informationen vorzüglich darlegen. Unser präsentiertes Konzept, die Anlage anders zu gestalten als in Norwegen üblich, stieß auf großes Gefallen bei ihm.
Wellenlänge stimmt
Als wir zum Ende der Präsentationsschautafeln kamen, waren wir auf einer vollkommen parallelen Wellenlänge. Wir phantasierten gemeinsam und begeistert von der Ausgestaltung der gesamten Anlage, sowohl Interieur als auch Exterieur. Wir genossen gemeinsam auch die geballte Kompetenz, die sich in diesem Moment dem Projekt widmete. Er, immerhin seit 12 Jahren einer der Koryphäen im Markt, als Profi und wir beide als leidenschaftliche und unternehmerische Betrachter unseres eigenen Projektes.
Zum Abschluss sprach der gastgebende Geschäftsführer noch davon, dass er uns sehr gern drei Häuser in der Hauptsaison abnehmen würde und gab uns Tipps, wie wir mit weiteren Vermittlern verhandeln könnten. Auch wolle er uns seine neue Geschäftsführerin der norwegischen DinTur-Muttergesellschaft im November vorstellen. Sein Fazit war für uns sehr überraschend und beruhigend zugleich. Wir würden mit dieser Ausstattung und vor allem wegen dieser Lage sein neues Schmuckstück im Repertoire von DinTur. „Das ist eine Goldgrube“ fügte er abschließend hinzu.
Hurra
Auf unserer Rückreise, vier Stunden später, waren wir mehr als begeistert von unserem selbst erarbeiteten Wissen und von unseren Vorstellungen und konnten herrlich ausgelassen feiern. Von diesem Profi diese Einschätzung erhalten zu haben, das macht Mut und gibt ordentlich Motivation diesen wundervoll abenteuerlichen Weg weiter zu gehen. Danke!
Nun stand fest, wie das neu erworbene Grundstück an der nordnorwegischen Atlantikküste zweckmäßig aufgeteilt wird. Unsere Entscheidung fiel anhand des von uns gebauten und detailgetreuen Modells im Maßstab 1:300. Wir informierten unseren Projektleiter Alf über unsere Entscheidung, der diese Information für die Beantragung der Bauplanänderung bei der Kommune benötigte.
Nun war nur noch unklar, ob der von uns kreierte Haustyp auch so funktionieren würde. Wir hatten eine Außenfassade gewählt, die einen großzügigen Blick aus allen Wohnzimmern auf das Wasser gewährt.
Dazu entwickelten Katja und ich einen Wohnungsgrundriss, der unserer Meinung nach alle Vorzüge moderner Ferienwohnungen vereinte. Jetzt brauchten wir nur noch einen Hausbau-Unternehmer, der unsere Ideen in die Realität umwandeln konnte. Wir suchten vorrangig in Estland, im europäischen Osten, da die dort hergestellten Holzbauten auf Europas Baustellen zu den Professionellsten gehören, nicht zuletzt was das Preis-Leistungs-Verhältnis betrifft.
Katja fand nach intensiver Suche im Internet dann einige vielversprechende Unternehmen. Die meisten äußerten sich auch darüber, dass sie über ausreichend Erfahrung auf dem skandinavischen Markt verfügen. Zwei Unternehmen blieben nach unserer gewissenhaften Vorauswahl übrig. Das erste Unternehmen, welches wir unter die Lupe nehmen wollten, lud uns nach Schweden ein. Dort könnten wir deren neueste Bauprojekte ansehen und anfassen, erfuhren wir als „Lockmittel“. Wir waren interessiert und planten unversehens unsere Kurzreise nach Åre in der Nähe von Østersund, im mittleren Westen von Schweden. Das ist wohl DER angesagte Luxus-Ski-Ort für die Skandinavier, brachte unsere Vorrecherche zu Tage.
Die 29h Reise
Gerade kommen wir zurück von dieser Kurzreise. Nach angenehmer Anreise, mit SAS-Zwischenstopp im verregneten Stockholm und knallrotem A-Klasse-Service von Sixt am Flughafen in Østersund, trafen wir uns mit Raiko. Das ist der Inhaber der estnischen Hausbau-Firma. Als Treffpunkt wählten wir die Lobby des nobel vermarkteten Copperhill Hotels auf dem am höchsten bebauten Punkt von Åre. Auf den ersten Blick fiel uns Raiko gar nicht auf. Er saß genau gegenüber der Eingangstür. Doch als wir an der Rezeption sehr freundlich bedient waren, riefen wir ihn via Mobiltelefon an und trafen somit einen sehr zurückhaltenden und überaus freundlichen Mann unseres Alters. Er sprach gut Englisch und wirkte sehr seriös und aufgeräumt.
Das Treffen lief toll. Raiko fuhr mit uns zuerst zu einer Baustelle in der Nähe des Hotels. Es war einer der Haustypen vom aktuellen Inhalt seiner Webseite, der gerade in Åre entstand. Eine Rahmenkonstruktion aus Vollholzstämmen aus estnischer Pinie. Die Wände bestanden zu Großteilen aus vorgefertigten Elementen, die im Heimatwerk in teils liebevoller Handarbeit hergestellt wurden. Die Baustelle roch herrlich nach frischem Holz von guter Qualität. Die Materialien seien alle unbehandelt, was die chemischen Aufbereitungsmittel anbelangt, sagte uns Raiko. Das bedeutet, dass diese verarbeiteten Hölzer ausreichend Reifezeit genießen konnten, bevor sie in die Verarbeitung gelangten. Wir kletterten gemeinsam im und ums Haus herum und schauten uns alles ganz genau an. Tolle Verarbeitung und schon in dem Rohbau merkte man das angenehme Klima, dass in Holzhäusern so typisch ist.
Als nächsten fuhr Raiko mit uns zu einem vor zwei Jahren durch sein Unternehmen fertiggestelltes Haus. Vorbei an vielen Häusern die auch aus seinem Unternehmen stammten, fuhren wir gerade wieder den Berg zu unserem Hotel hoch. Wir hielten an einem Dreigeschosser in Vollholzbauweise. Raiko hatte im Vorfeld des Meetings die Schlüssel besorgt und präsentierte uns hier stolz das gesamte Interieur einer seiner ehemaligen Baustellen. Auch hier roch es noch immer angenehm nach dem frisch geschlagenen Holz. Das Haus war sehr stilvoll eingerichtet und ähnelte auch im Grundriss unseren Vorstellungen. Die Qualität der Bauweise erwies sich ebenfalls als höherwertig. Die bei Vollholzbauweise über drei Etagen üblichen Versetzungen waren ersichtlich einkalkuliert. Beeindruckend waren auch die Effekte, die sich durch die massive Bauart ergaben. Balken von knapp einem halben Meter Durchmesser zierten mächtig gewaltig die Decken der oberen Etage. Große Fensterfronten erlaubten uns einen weiten Blick auf das traumhaft herbstliche Abendsonnen-Panorama der År`schen Berg-Tal-Fluss-Formation. Wir waren begeistert und voller Vorfreude auf die Pläne für unsere Häuser, die Raiko uns mitbringen wollte.
Zurück in der Hotellobby kamen, fast gleichzeitig zur spendierten Abendbrot-Platte, die ersten Entwürfe auf den Tisch. Im Hintergrund knisterte wohlig der Kamin. Wir hatten Raiko vorab unsere Vorstellungen und unsere Grundrisse übermittelt. Er hatte daraus eine komplette 3D-Konstruktion gefertigt und präsentierte uns nun „unser Haus“ als statisch und architektonisch überarbeitete Variante seines Baukastensystems. Das Haus wirkte auf den ersten Blick angenehm vertraut. Auch die Grundrisse funktionieren in dieser Variante perfekt. Sein Treppenanbau für den Zugang zur zweiten Etage war eine gelungene Ergänzung. Ein wenig unklar war noch die Fenstergestaltung. Raiko hatte in den Schlafzimmern vorerst bodenhohe Fenster geplant.
Wir entschieden uns aber spontan für normale Fensterhöhen an den Seitenwänden. Wir waren nicht der Meinung, dass in den Schlafzimmern unserer Gäste die Fenster bis zur Erde gewünscht seien. So saßen wir noch eine ganze Weile vor dem Kamin und gingen alle möglichen Varianten durch, plauderten über unser Projekt und über seine Unternehmensstruktur und das Vorgehen bei einem gemeinsamen Bau. Alle unsere Fragen konnten wir in diesem sehr angenehmen Gespräch klären. Wieder einmal stellten wir fest, dass es gut ist, mehr als eine Fremdsprache zu beherrschen.
200% teurer
Das anschließend präsentierte Preisangebot liegt dann bei knapp 200% unserer bisherigen Budgetplanung. Das verursachte zwar ein „Schlucken“ bei uns, aber nach reiflicher Überlegung wurde uns bewusst, dass es Erstens besser sei etwas mehr Geld auszugeben für gehobene Qualität. Diese Häuser werden noch in 50 Jahren den rauen Bedingungen im hohen Norden standhalten. Zweitens verstanden wir seinen ersten Angebotspreis auch noch nicht als Endsumme. Dazu bedarf es noch einiger Verhandlungsangebote von beiden Seiten. Immerhin geht es bei diesem Projekt um ein Prestigeobjekt für sein und unser Unternehmen. Wir verabschiedeten uns gegen 21 Uhr mit zufriedenen Worten und gingen in unser Zimmer.
Außen hui…und innen…
Die Zimmereinrichtung war urig und modern zugleich. Das Copperhill hat im Gesamten einen sehr ambitionierten Eindruck gemacht. Das Personal war sehr freundlich und die Investition in das Hotel sichtbar hochwertig. Leider wirkte es ein wenig nachlässig gesäubert in unserem Zimmer und auch das Panoramafenster hinten raus hatte einen Sprung über die ganze Breite. Das Essen, sowohl zum Abendbrot wie auch zum Frühstück, war üppig aber leider ein wenig lieblos zusammengestellt. Das kennen wir selbst aus Wernigerode besser. Aber die freundliche Stimmung der überwiegend jungen Servicekräfte riss alles wieder raus. Wir zappten noch ein wenig durch die schwedischen Kanäle und schliefen dann früh ein.
Am nächsten Morgen trafen wir Raiko noch einmal am Flughafen. Wir hatten denselben Flug zurück nach Stockholm gebucht. So kam es, dass wir zum gemeinsamen Frühstücks-Kaffee auch noch ein wenig ins Plaudern kamen. Hier lernten wir ihn auch ein wenig von seiner ebenfalls soliden privaten Seite kennen.
In Stockholm schüttelten wir zum Abschied und in der Hoffnung auf eine gute künftige Partnerschaft die Hände. Wir denken, dass wir neben unserem Haustyp nun auch das passende Unternehmen gewählt haben, welches unsere Häuser wunschgerecht umsetzen kann.
Vor ein paar Tagen haben wir den Vorschlag für den Regulierungsplan von unserem norwegischen Projektleiter Alf erhalten. Wir sollten kurzfristig entscheiden, ob uns die Plätze, an denen er Flächen für den Häuserbau, für die Stege, Straßen und Wege geplant hatte, so gefielen. Oliver und ich schauten uns gebannt die Skizze an… Auf den ersten Blick sah alles gut aus. Beim näheren Hinsehen, kam es uns dann doch wieder „zu glatt“ vor.
Was also tun, damit wir uns das Grundstück – mit allem drauf – besser vorstellen können?
Zuerst überlegten wir, ob wir eine professionelle 3D-Ansicht vom Grundstück erstellen lassen sollten. Das wäre teuer und langwierig. Zeit haben wir aber nicht. Dann haben wir ein wenig im Internet recherchiert, bis Oliver auf die Idee kam, selbst ein Modell zu bauen.
Wir basteln!?
Basteln gehört wirklich nicht zu meinen Lieblings-Freizeitbeschäftigungen. Oliver musste auch seine volle Überzeugungskunst anwenden, damit ich endlich diese Notwendigkeit einsah. Aber dann ging´s frisch ans Werk. Zuerst fuhren wir in einen Hobbybedarfs-Laden, um uns Pappen zu kaufen – wir wollten nämlich unser Modell aus Pappen anfertigen. Oli kaufte Pappen, Kleber, Moos-Attrappen und Buschwerk á Miniatur und ich scharwenzelte ein wenig durchs Geschäft. Was es da nicht alles gibt…
Vollgepackt mit unseren Utensilien kamen wir zu Hause an und waren so gespannt, dass wir gleich anfingen zu werkeln. Ich verstand zwar immer noch nicht so genau, wie Oliver aus diesen Pappen unser Grundstück bauen wollte, als er dann aber begann die Höhenlinien auf die Pappen zu zeichnen und sie anschließend auszuschneiden, da wurde mir langsam klar, wie das gehen soll. In den nächsten Stunden schnitt Oliver Pappstreifen an Pappstreifen aus und ich bastelte kleine Stege aus Karton und Zahnstochern, die ich mit Leim auf die Pappen klebte. Als nächstes schnitt ich kleine Schablonen aus, die wir dann zu unseren Häusern verwandeln wollten.
In relativ kurzer Zeit ist nun unser Modellbau vom Grundstück fertig geworden. Oliver klebte einfach die Pappstreifen wieder aufeinander und so verwandelte sich alles in unser Grundstück in 3D. Toll sieht das aus! Nachdem nun gerade die Stufen mit Leim verklebt wurden, wird es, wenn alles getrocknet ist, noch so geschliffen, dass nachher keine Stufen mehr zu erkennen sind.
Gerade ist Oliver fertig mit dem Schleifen und die Stufen sind nun nicht mehr so deutlich zu sehen. Jetzt wird unser Modell erst einmal grundiert. Oliver wählt Anthrazit aus…
Warten… Warten… Warten…
Während dessen male ich schon mal die fertig konstruierten Häuser und Schuppen an. Wir entschieden uns für Häuser in Naturholz und die Schuppen sollten typisch nordisch in Schwedenrot gestrichen sein. Der Modellbau nah seinen Lauf.
Jetzt ist endlich die Farbe getrocknet und wir können beginnen die Straße einzuzeichnen und mit Schotter aufzufüllen. Das geht ganz einfach beim Modellbau: Leim aufstreichen, Schotter draufstreuen, glatt machen, warten und abschütteln was zu viel ist. Weiter geht es mit einer Streuwiese, bei der sich die Grashalme selbst aufstellen, wenn Sie mit dem Leim in Verbindung kommen…faszinierend.
Nach der Wiese kommen dann die Steine ins Spiel, die im Modell so Original getreu wie möglich auf dem Grundstück verteilt werden. Danach werden noch kleine Wege angelegt und ich bastele mal wieder mit meinem Lieblingsbastelmaterial: Zahnstocher. Ich bastele den Schwimmsteg, die Gangway und beklebe die Grillhütten mit den Holz-Stochern. Was für eine beruhigende Tätigkeit – so kann man schon mal seinen Samstag verbringen. Oliver baut noch kleine Zäune, klebt die Bäume, Büsche und Laternen auf und schon ist es geschafft. Mikkelvik in Miniaturausführung liegt vor uns. Was für ein schönes Bild, ich kann mich gar nicht satt sehen…
Mein Fazit:
Irgendwie ist basteln (Modellbau) doch schön – vor allem, wenn man dann das Ergebnis sieht. Dann ist man „stolz wie Oskar“. Jetzt können wir unserem Projektleiter beruhigt eine Freigabe erteilen. Denn jetzt wissen wir, dass die Angelanlage so funktioniert wie sie geplant wurde.
Die Geldtransfers gestalteten sich etwas eigenartig. Im Vorfeld der Reise zum Kaufvertragsabschluss hatte ich das Geschäftskonto in Deutschland auf ein Premiumkonto umgestellt. Ein Grund dieses Konto-Upgrades war die Tatsache, dass künftig auch ein Fremdwährungskonto Vertragsbestandteil sein würde. Dieses richtete ich für die Währung NOK ein. Auch das Übertragen von einem Konto mit €-Währung auf das Konto mit norwegischer Währung ging reibungslos und ohne Zusatzkosten, zum aktuellen Tageskurs, über die Bühne. Vielen Dank nochmal an dieser Stelle für unsere kompetente und zuverlässige Geschäftskundenbetreuerin von der Commerzbank.
Doch womit ich nicht rechnete, war der vermeintliche Diebstahl von meinem NOK-Konto: Ich hatte in Tromsø ein Geschäftskonto für Mikkelvik eröffnet, um für die frisch gegründete „Mikkelvik Eiendom AS“ die Stammeinlage einzahlen zu können.
Diebstahl in einem fremden Land?
30.000 NOK müssen nachgewiesen eingezahlt sein, um im Handelsregister registriert werden zu können. 30.000 gingen in Deutschland auch auf die Reise, doch es kamen nur 29.950 Kronen auf unserem neuen norwegischen Konto an. Somit konnte mir der Bankangestellte auch keine Bestätigung zur vollständigen Einzahlung geben. Auf meine Frage, ob es denn doch Gebühren für den Empfang von Geldtransfers aus dem Ausland gebe, bejahte er. Daraufhin intervenierte ich, begründet auf der Tatsache, dass ich mich im Vorfeld gerade nach diesem Fakt erkundigt hatte. In einer E-Mail hatte ich noch immer die Gebühren-Verneinung einer Filialleiterin aus Hansnes. Ihre Aussage übermittelte ich an unseren Bankmitarbeiter. Seine Reaktion fiel nicht zu meiner Zufriedenheit aus. Er schrieb nüchtern: „Da haben Sie eine falsche Information erhalten.“
Danke für die Information, dachte ich, und beließ es selbstverständlich nicht dabei. Ich übermittelte diese Konservation dem Bankchef dieser Filiale, mit dem Erfolg, dass nun bis zu diesem Tag alle Transfergebühren erstattet werden. Das war auch gut so, denn auch der Kaufpreis war bereits nach Tromsø übertragen worden.
So kam ich endlich zu meiner Bankbestätigung und der Onlineregistrierung im Handelsregister stand nun nichts mehr im Wege, dachte ich. Auch hierbei gab es eine Hürde: Online registrieren geht nur, wenn man eine norwegische ID hat. Entweder eine Bankcard oder eine sonstige Personen Identifikationsnummern. Weil wir aber beides noch nicht haben, bleibt also aktuell nur der umständliche und teurere Weg des Papierantrages.
Bestens beraten
Zwischenzeitlich habe ich in zwei Foren Profile und Threets eröffnet, um dort ein wenig das Online-Marketing anzukurbeln. In einem Forum „Trolljentas-verden.no“, traf ich auf ein Nutzerprofil namens <Emil>. Dieser Nutzer äußerte sich dort zu norwegischen Steuerfragen. Beim näheren studieren seines Profils sah ich, dass dies ein deutscher Auswanderer ist, der in Norwegen eine Zulassung als Steuerberater hat. Ich ging auch auf seinen Blog und stellte dort im Kontaktformular meine noch offenen Fragen zum Handelsregisterantrag. Bereits am nächsten Tag hatte ich auch prompt eine Antwort von ihm im Postfach. Er wies mich auf einige Besonderheiten hin und teilte mir auch mit, dass wir gern mal telefonieren könnten.
Am selben Tag noch nutzte ich die Gelegenheit und rief ihn an. Sämtliche Fragen zum Vorgang konnte er sofort beantworten und ich entschloss mich spontan zur Zusammenarbeit. Ich vereinbarte mit ihm, dass er die Online-Registrierung für uns übernehmen solle. Ich hoffte somit Fehler durch meine Unerfahrenheit zu umgehen und damit auch Zeit zu sparen. Wir einigten uns auf einen moderaten Preis und ich übersandte ihm alle vorbereiteten Formulare. Schon am nächsten Tag war alles perfekt. Ich erhielt von ihm Korrekturvorschläge für die Gründungspapiere und alle Anträge unterschriftsreif vorbereitet via E-Mail. Ich entschloss mich umgehend dazu, ihm die gesamte Steuerberatung für die neue Firma zu übertragen.
Für unser Projekt die beste Kombination: das Know How einer großen Kanzlei im Rücken (er arbeitet dort seit einigen Jahren) und die deutsche Sprache zur Erklärung aller steuerlichen Belange.
Jetzt, einen Tag später bin ich heilfroh, dass mir dieser Kontakt einfach so „über den Weg lief“. Endlich ist auch dieses Thema „Handelsregisteranmeldung“ ziemlich perfekt gelöst und zudem sind wir auch steuerlich gut und vor allem verständlich beraten.