Traum-Häuser werden real

Nun stand fest, wie das neu erworbene Grundstück an der nordnorwegischen Atlantikküste zweckmäßig aufgeteilt wird. Unsere Entscheidung fiel anhand des von uns gebauten und detailgetreuen Modells im Maßstab 1:300. Wir informierten unseren Projektleiter Alf über unsere Entscheidung, der diese Information für die Beantragung der Bauplanänderung bei der Kommune benötigte.

Nun war nur noch unklar, ob der von uns kreierte Haustyp auch so funktionieren würde. Wir hatten eine Außenfassade gewählt, die einen großzügigen Blick aus allen Wohnzimmern auf das Wasser gewährt.

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Luftbild-Perspektive vom Modell der Anlage Mikkelvik

Dazu entwickelten Katja und ich einen Wohnungsgrundriss, der unserer Meinung nach alle Vorzüge moderner Ferienwohnungen vereinte. Jetzt brauchten wir nur noch einen Hausbau-Unternehmer, der unsere Ideen in die Realität umwandeln konnte. Wir suchten vorrangig in Estland, im europäischen Osten, da die dort hergestellten Holzbauten auf Europas Baustellen zu den Professionellsten gehören, nicht zuletzt was das Preis-Leistungs-Verhältnis betrifft.

Katja fand nach intensiver Suche im Internet dann einige vielversprechende Unternehmen. Die meisten äußerten sich auch darüber, dass sie über ausreichend Erfahrung auf dem skandinavischen Markt verfügen. Zwei Unternehmen blieben nach unserer gewissenhaften Vorauswahl übrig. Das erste Unternehmen, welches wir unter die Lupe nehmen wollten, lud uns nach Schweden ein. Dort könnten wir deren neueste Bauprojekte ansehen und anfassen, erfuhren wir als „Lockmittel“. Wir waren interessiert und planten unversehens unsere Kurzreise nach Åre in der Nähe von Østersund, im mittleren Westen von Schweden. Das ist wohl DER angesagte Luxus-Ski-Ort für die Skandinavier, brachte unsere Vorrecherche zu Tage.

Die 29h Reise

Gerade kommen wir zurück von dieser Kurzreise. Nach angenehmer Anreise, mit SAS-Zwischenstopp im verregneten Stockholm und knallrotem A-Klasse-Service von Sixt am Flughafen in Østersund, trafen wir uns mit Raiko. Das ist der Inhaber der estnischen Hausbau-Firma. Als Treffpunkt wählten wir die Lobby des nobel vermarkteten Copperhill Hotels auf dem am höchsten bebauten Punkt von Åre. Auf den ersten Blick fiel uns Raiko gar nicht auf. Er saß genau gegenüber der Eingangstür. Doch als wir an der Rezeption sehr freundlich bedient waren, riefen wir ihn via Mobiltelefon an und trafen somit einen sehr zurückhaltenden und überaus freundlichen Mann unseres Alters. Er sprach gut Englisch und wirkte sehr seriös und aufgeräumt.

Das Treffen lief toll. Raiko fuhr mit uns zuerst zu einer Baustelle in der Nähe des Hotels. Es war einer der Haustypen vom aktuellen Inhalt seiner Webseite, der gerade in Åre entstand. Eine Rahmenkonstruktion aus Vollholzstämmen aus estnischer Pinie. Die Wände bestanden zu Großteilen aus vorgefertigten Elementen, die im Heimatwerk in teils liebevoller Handarbeit hergestellt wurden. Die Baustelle roch herrlich nach frischem Holz von guter Qualität. Die Materialien seien alle unbehandelt, was die chemischen Aufbereitungsmittel anbelangt, sagte uns Raiko. Das bedeutet, dass diese verarbeiteten Hölzer ausreichend Reifezeit genießen konnten, bevor sie in die Verarbeitung gelangten. Wir kletterten gemeinsam im und ums Haus herum und schauten uns alles ganz genau an. Tolle Verarbeitung und schon in dem Rohbau merkte man das angenehme Klima, dass in Holzhäusern so typisch ist.

Typischer Hausbau des estnischen Holzhaus-Bauunternehmens
Typischer Hausbau des estnischen Holzhaus-Bauunternehmens

Als nächsten fuhr Raiko mit uns zu einem vor zwei Jahren durch sein Unternehmen fertiggestelltes Haus. Vorbei an vielen Häusern die auch aus seinem Unternehmen stammten, fuhren wir gerade wieder den Berg zu unserem Hotel hoch. Wir hielten an einem Dreigeschosser in Vollholzbauweise. Raiko hatte im Vorfeld des Meetings die Schlüssel besorgt und präsentierte uns hier stolz das gesamte Interieur einer seiner ehemaligen Baustellen. Auch hier roch es noch immer angenehm nach dem frisch geschlagenen Holz. Das Haus war sehr stilvoll eingerichtet und ähnelte auch im Grundriss unseren Vorstellungen. Die Qualität der Bauweise erwies sich ebenfalls als höherwertig. Die bei Vollholzbauweise über drei Etagen üblichen Versetzungen waren ersichtlich einkalkuliert. Beeindruckend waren auch die Effekte, die sich durch die massive Bauart ergaben. Balken von knapp einem halben Meter Durchmesser zierten mächtig gewaltig die Decken der oberen Etage. Große Fensterfronten erlaubten uns einen weiten Blick auf das traumhaft herbstliche Abendsonnen-Panorama der År`schen Berg-Tal-Fluss-Formation. Wir waren begeistert und voller Vorfreude auf die Pläne für unsere Häuser, die Raiko uns mitbringen wollte.

Unser Treffpunkt - die Hotellobby des Copperhill Mountain Hotel
Unser Treffpunkt – die Hotellobby des Copperhill Mountain Hotel

Zurück in der Hotellobby kamen, fast gleichzeitig zur spendierten Abendbrot-Platte, die ersten Entwürfe auf den Tisch. Im Hintergrund knisterte wohlig der Kamin. Wir hatten Raiko vorab unsere Vorstellungen und unsere Grundrisse übermittelt. Er hatte daraus eine komplette 3D-Konstruktion gefertigt und präsentierte uns nun „unser Haus“ als statisch und architektonisch überarbeitete Variante seines Baukastensystems. Das Haus wirkte auf den ersten Blick angenehm vertraut. Auch die Grundrisse funktionieren in dieser Variante perfekt. Sein Treppenanbau für den Zugang zur zweiten Etage war eine gelungene Ergänzung. Ein wenig unklar war noch die Fenstergestaltung. Raiko hatte in den Schlafzimmern vorerst bodenhohe Fenster geplant.

Alle Entwürfe der Traum-Häuser entsprachen unseren Vorstellungen
Alle Entwürfe der Traum-Häuser entsprachen unseren Vorstellungen

Wir entschieden uns aber spontan für normale Fensterhöhen an den Seitenwänden. Wir waren nicht der Meinung, dass in den Schlafzimmern unserer Gäste die Fenster bis zur Erde gewünscht seien. So saßen wir noch eine ganze Weile vor dem Kamin und gingen alle möglichen Varianten durch, plauderten über unser Projekt und über seine Unternehmensstruktur und das Vorgehen bei einem gemeinsamen Bau. Alle unsere Fragen konnten wir in diesem sehr angenehmen Gespräch klären. Wieder einmal stellten wir fest, dass es gut ist, mehr als eine Fremdsprache zu beherrschen.

200% teurer

Das anschließend präsentierte Preisangebot liegt dann bei knapp 200% unserer bisherigen Budgetplanung. Das verursachte zwar ein „Schlucken“ bei uns, aber nach reiflicher Überlegung wurde uns bewusst, dass es Erstens besser sei etwas mehr Geld auszugeben für gehobene Qualität. Diese Häuser werden noch in 50 Jahren den rauen Bedingungen im hohen Norden standhalten. Zweitens verstanden wir seinen ersten Angebotspreis auch noch nicht als Endsumme. Dazu bedarf es noch einiger Verhandlungsangebote von beiden Seiten. Immerhin geht es bei diesem Projekt um ein Prestigeobjekt für sein und unser Unternehmen. Wir verabschiedeten uns gegen 21 Uhr mit zufriedenen Worten und gingen in unser Zimmer.

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Ein Sprung über die gesamte Breite des Fensters vermieste uns den Ausblick

 

Außen hui…und innen…

Die Zimmereinrichtung war urig und modern zugleich. Das Copperhill hat im Gesamten einen sehr ambitionierten Eindruck gemacht. Das Personal war sehr freundlich und die Investition in das Hotel sichtbar hochwertig. Leider wirkte es ein wenig nachlässig gesäubert in unserem Zimmer und auch das Panoramafenster hinten raus hatte einen Sprung über die ganze Breite. Das Essen, sowohl zum Abendbrot wie auch zum Frühstück, war üppig aber leider ein wenig lieblos zusammengestellt. Das kennen wir selbst aus Wernigerode besser. Aber die freundliche Stimmung der überwiegend jungen Servicekräfte riss alles wieder raus. Wir zappten noch ein wenig durch die schwedischen Kanäle und schliefen dann früh ein.

Am nächsten Morgen trafen wir Raiko noch einmal am Flughafen. Wir hatten denselben Flug zurück nach Stockholm gebucht. So kam es, dass wir zum gemeinsamen Frühstücks-Kaffee auch noch ein wenig ins Plaudern kamen. Hier lernten wir ihn auch ein wenig von seiner ebenfalls soliden privaten Seite kennen.

Raiko und Oliver beim Abschied nehmen in Stockholm
Raiko und Oliver beim Abschied nehmen in Stockholm

In Stockholm schüttelten wir zum Abschied und in der Hoffnung auf eine gute künftige Partnerschaft die Hände. Wir denken, dass wir neben unserem Haustyp nun auch das passende Unternehmen gewählt haben, welches unsere Häuser wunschgerecht umsetzen kann.

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